Equines Cushing Syndrom  ECS Insulinresistenz Diabetes
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ECS - Das Equine Cushing Syndrom

Schmerzen und Stress die wahre Ursache?

In überhaupt nicht mehr nachvollziehbarer Weise häuften sich zwischen 2008 und 2018 - zeitgleich mit der Inverkehrbringung eines "Arzneimittels" bei Pferden die Diagnose: „Equines Cushing Syndrom“. Cushing wurde schnell und inflationär von der Tierärzteschaft als Diagnose gestellt. Dabei genügten bereits äußerliche Vektoren wie ein Hängebauch, struppiges lockiges Fell oder ein schlechter Fellwechsel als Verdachtsmoment.

Und als hätte eine Atombombe eingeschlagen, sollte sich in nicht vorstellbarem Maße Tumore im Gehirn von Pferden entwickelt haben.

Der im Blutbild dann schnell ermittelte erhöhte ACTH-Wert galt und gilt noch als Beweis für die "Erkrankung" Cushing. Was folgt ist die "Therapie" mit einem nicht unbedingt nebenwirkungsfreien und eigentlich für humane Parkinsonpatienten entwickelten Medikament, ohne weitere Nachforschungen bezüglich der Ursache für die äußeren Symptome anzustellen.

Tatsächlich kann nämlich ein erhöhter ACTH-Wert auf Stress oder Schmerzen zurückzuführen sein. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes gehört die Diagnose "Cushing" nicht zwangsläufig zu einer unheilbaren Erkrankung, wie es gerne vermittel wird.

Haben denn plötzlich alle Pferde einen Tumor im Schädel?

Die derzeite medizinische Lehrmeinung begrenzt sich darauf, dass es in Folge einer Entartung der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), zu einer erhöhten Ausschüttung von ACTH (Adrenokorticotropes Hormon) kommt.

Das ist jedoch nur eine Annahme! Der angebliche Tumor kann erst nach der Schlachtung und Obduktion des Pferdes festgestellt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das reine Spekulation.

So wird mit der Untersuchung des ACTH-Wertes angeblich unter Beweis gestellt, dass immer jüngere Pferde, sogar unter 10 Jahren, unter dem Cushing Syndrom leiden.

Fakt: Die erhöhte Produktion von ACTH im Hypophysenvorderlappen geht mit einer vermehrten Kortikoidfreisetzung aus der Nebennierenrinde einher.

Erhöhter Wert von ACTH als unumstösslicher Beweis?

Das Adrenokorticotrophe Hormon (ACTH) wird in relativer Alleinstellung als Anhaltspunkt für eine lebenslange Diagnose angenommen. Was leider nicht nur den meisten Tierbesitzern, sondern auch bedenklich viel zu vielen Tierärzten vollkommen unbekannt ist, ist der Umstand, dass das Hormon ACTH noch durch weitere Ursachen erhöht sein kann. Aus diesem Grund muss kritisch hinterfragt werden, ob die Diagnose Cushing auch wirklich stimmt.

Ursachen für den erhöhten ACTH -Wert

Tatsächlich handelt es sich bei ACTH um ein klassisches Stresshormon, welches in der Hypophyse gebildet wird und dessen Aufgabe es ist, die Nebennierenrinde zur Bildung von Glukocorticoiden, also zum Beispiel Cortisol (u.a. entzündungshemmend und das Immunsystem unterdrückend), Mineralkortikoiden (zum Beispiel das Dursthormon) und Sexualhormonen anzuregen.

Der maßgebliche Grund für eine Ausschüttung von ACTH sind also Stress, Schmerz und Histamin (Ausschüttung, Aufnahme oder Folge von Allergien). Bei sensiblen Pferden kann bereits die Blutabnahme zu einer Erhöhung des ACTH-Wertes führen. Dauerschmerz durch Magenprobleme, Fühligkeit, Verspannungen und Arthrose treiben den ACTH-Wert in die Höhe und damit auch immer wieder die Cortisolausschüttung, die sich dann in den Cushing -SYMPTOMEN zeigt.

Im Normalfall sinkt der ACTH-Wert nach einer Erhöhung des Cortisolspiegels. Letzterer bleibt eine Weile im Körper erhalten, sinkt dann aber wieder ab. Wenn jedoch die Gründe für den erhöhten ACTH-Spiegel bestehen bleiben, kommt es wieder zu einem Anstieg der Cortisolausschüttung. Das immer wiederkehrende Anregen der Cortisolausschüttung bleibt nicht ohne Folgen:

Ein Syndromverband

ECS Fütterung PferdUnter Syndrom versteht man eine Kombination von verschiedenen Krankheitszeichen (Symptomen), die typischerweise gleichzeitig und gemeinsam auftreten.

Unter einem Symptom versteht man wiederum das Anzeichen für eine Erkrankung. ECS ist also keine Erkrankung sondern die Ansammlung von Anzeichen.

So zeigen sich die Cushing-Symptome meist zunächst durch starkes Fellschieben, eine Veränderung der Muskulatur sowie eintretende Schwäche.

Die Muskulatur baut sich ab, die Tiere ermüden rasch und entwickelt einen Hängebauch aufgrund der körperlichen Schwäche. Zotteliges bzw. lockiges Fell sowie ein schleppend verlaufender Fellwechsel sind ebenso Symptome wie Knochenbrüchigkeit, Bindegewebs-Veränderungen und häufig auftretende Infekte.

Oft werden auch eine Art Fettschwämmchen über den Augen beobachtet. Das Pferd trinkt und stallt mehr, gerät leichter ins Schwitzen. Es besteht die Tendenz zur Bildung einer Fettleber. Das klassische Symptom des Equinen Cushing Syndroms ist jedoch die Hufrehe, die den Pferdebesitzer aufmerken lässt.

Diese Abbauprozesse sind den immer wieder erhöhten Cortisolschüben geschuldet. Man spricht hier vom endogenem Cushing-Syndrom.

Aber auch ein Überangebot durch aufgrund medizinischer Eingriffe zugeführtes Cortisol zur Bekämpfung von Entzündungen ist möglich. Hier handelt es sich um das exogene oder iatrogene (durch ärztliche Therapie verursachte) Cushing-Syndrom, das durch eine zu hohe Zufuhr von Glukokortikoiden (Kortison) im Rahmen einer Therapie eingesetzt wird.

Merke: Um einem Körper die Anweisung zu einer erhöhten Cortisolausschüttung zu geben, dient das Hormon ACTH. Es bestimmt die Menge und den Zeitpunkt der Cortisolausschüttung.

Die Stressachse

ACTH ist ein Bestandteil des Melanokortinsystems und ein zentrales regulatorisches Element in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, der sogenannten „Stressachse“. Stress führt zu einer Sympathikusstimulation und somit zu einer vermehrten Freisetzung von ACTH (Schwartz, 2007).

So erfolgt eine Erhöhung von ACTH auch auf ganz natürliche Weise. Stress, Kälte, Schmerzen oder schwere Anstrengungen, Verletzungen und Krankheiten, starke Gefühle und andere physische und psychische Belastungen erhöhen den ACTH –Spiegel über eine vermehrte Freisetzung des „corticoreleasing-factor“ aus dem Hypothalamus (Schwartz, 2007). Auch eine Mangelernährung im Bereich der einzelnen Nährstoffe und die daraus resultierenden gesundheitlichen und körperlichen Folgen können stress- bzw. schmerzauslösend sein.

Erkenntnisse der letzten 10 Jahre im eigenen Hause

Seit 2010 untersuchen wir im Hause dr. WEYRAUCH Fälle, die als Equines Cushing Syndrom diagnostiziert wurden in Bezug auf deren Fütterungshistorie. Es wurden ca. 490 Fälle betrachtet. Dabei stellte sich erschreckenderweise heraus, dass über 90% aller ECS-Pferde in einem Alter unter 24 Jahren unter jahrzehntelangen Ernährungsdefiziten vor allem in Bezug auf die Spurenelemente litten. Ebenso wurde eine gewisse Leberschwäche bei den meisten Pferden beobachtet. Der Manganwert lag in 93% der Fälle unter 1,5µg/l. Die meisten Pferde leiden auch unter mehr oder weniger ausgeprägten Arthrosen, schmerzhaften Verspannungen, Fühligkeit oder Kissing Spines. Auch Herzprobleme scheinen den ACTH-Wert zu erhöhen und Cushing Symptome hervorzurufen.

Der erhöhte ACTH-Wert sollte im Sinne eines gelebten Tierschutzes als Anzeichen für eine vorhandene Schmerzquelle gesehen werden und nicht einfach nur medikamentös gesenkt werden!

Aufgrund der nicht unerheblichen Kosten (bis 2€ pro Tag) einer schulmedizinischen ECS-Therapie mit dem Mutterkorn - Derivat Pergolidum (mögliche unerwünschte Wirkungen bei Pferden sind u. a. Appetitlosigkeit und Lethargie, zentralnervöse Störungen wie leichte Niedergeschlagenheit oder Ataxie, Diarrhoe und Koliken) sollte sich für Pferdehalter in der Zukunft die Frage aufwerfen, ob eine prinzipiell bedarfsgerechte Fütterung nicht nachhaltiger ist als eine spätere Behandlung mit teuren Chemikalien, die nicht ohne Nebenwirkungen sind. Eine Testung des Manganstatus halten wir für obligat. Desweiteren muss nach Schmerz- und Stressquellen geforscht werden.

Dauerhafter Stress erhöht den ACTH-Wert

ACTH fördert die Ausschüttung von Cortisol aus der Nebennierenrinde. Die im Stress erhöhte Freisetzung von Katecholaminen (Adrenalin und Noradrenalin) führt ebenfalls zur erhöhten Freisetzung von ACTH. Die Stresshormone wirken so synergistisch bei der Freisetzung von Cortisol. Cortisol erhöht die Glukosekonzentration im Blut und wirkt zusammen mit den freigesetzten Katecholaminen aktivierend auf das Herz-Kreislauf-System (Schwartz, 2007). Der Erhöhung des Blutzuckers wird mit der Ausschüttung von Insulin begegnet. Ein Insulinüberschuß selbst steht unter Verdacht, Hufrehe auszulösen.

Wichtig! Da ein hoher Cortisolspiegel natürlicherweise zu einer Drosselung der Ausschüttung von ACTH führt kann Cushing erst wirklich diagnostiziert werden, wenn sich die ACTH-Ausschüttung durch einen erhöhten Cortisolwert nicht mehr bremsen lässt.

Sehr selten kann die  Ausschüttung von ACTH durch Tumore oder häufige Kortisongaben ausgelöst werden. Die direkte Folge zu hoher ACTH – Ausschüttungen kann langfristig die Bildung von Adenomem (gutartige Geschwülste aus Schleimhaut- oder Drüsengewebe) oder Karzinomen (bösartige Entartungen) sein, die eine Hypertrophie (Vergrößerung) der Nebennierenrinde auslösen, die dann wiederum nun unkontrolliert Cortisol ausschüttet.

Zuviel Cortisol im Blut

Selbst beim eigentlich gesunden Pferd führt  ein durch Stress oder Schmerzen erhöhter ACTH-Spiegel immer wieder zu  einer Ausschüttung  von Cortisol. Da das Cortisol der Gegenspieler zum Insulin ist, führt seine katabole (abbauende) Wirkung zu einer kontinuierlichen Erhöhung des Blutzuckerspiegels und damit zu einem raschen Abbau des Pferdes.

Die Gefahr der Ausbildung einer Insulinresistenz steigt. Der Zucker kann nicht über das Blut ins Gewebe gelangen und wird über den Harn ausgeschieden, was im späteren Stadium zur Abmagerung führen kann. Hat das Pferd zudem keine regelmäßige Bewegung (fordernder Schritt/Trab/Galopp), fehlt die Option eines insulinunabhängigen Transports direkt über die Muskulatur.

Eine weitere Wirkung des Cortisols ist ein rasanter Abbau von eiweiß- und fetthaltiger Körpermasse über die Leber. Diese Prozesse führen unweigerlich zu einer immensen Leberbelastung mit Verfettung der Leber.

Cortisol ist ein wichtiges Hormon zur Unterdrückung von Entzündungen und Allergien. Im Übermaß allerdings kommt es zu einer Unterdrückung des gesamten Immunsystems. Vom Equinen Cushing Syndrom betroffene Pferde (oder Pferden die langfristig Cortisol erhalten haben), neigen daher zu Infekten und haben ein schlechtes Heilfleisch. Es kommt zu einer massiven und systematischen Entkalzifizierung, die zu Überbeinen, Knochenbrüchen und Bindegewebsproblemen führt.

Eine ständig überhöhte Cortisolbelastung des Körpers führt zu Wassereinlagerungen, Aufschwemmungen, massiv gesteigertem Appetit, so dass viele Pferde am Anfang von ECS eher fettleibig wirken.

Aldosteron schwächt Herz und Nieren

Weniger bekannt ist, dass durch Stress und die damit verbundene ACTH Ausschüttung das Hormon Aldosteron freigesetzt wird. Bei dem Aldosteron handelt es sich um ein Steroidhormon, welches zu den Mineralcorticoiden zählt und damit auch ein Kortikosteriod darstellt. In der Niere hemmt das Aldosteron die Ausscheidung von Natrium und fördert die Ausscheidung von Kalium mit dem Ergebnis das Blutvolumen zu steigern und damit den Blutdruck aufrecht zu erhalten. In der Natur macht das durchaus Sinn, zumal die meisten pflanzlichen Nahrungsmittel sehr kaliumreich dafür natriumarm sind.

Aldosteron dient auch der Bewältigung lebensbedrohlichen Stress-Situationen. Seine innerhalb von Minuten oder Stunden eintretende Wirkungen dient der Aufrechterhaltung des Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes. Wird jedoch Aldosteron chronisch über einen längeren Zeitraum oder sogar Monate ausgeschüttet, kommt es  zu einem Sekundären Kaliummangel mit Ödembildung, einer Bildung von Bindegewebe im Herz- und Nierenbereich mit einhergehende Organversagen.

Medizinische Vorgehensweise

Ob es sich nun tatsächlich um eine krankhafte Überfunktion der Nebennierenrinde oder eine Entartungen der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) handelt, versucht der Tierarzt mit entsprechenden Tests zu ermitteln.

Dabei wird das Blut auf erhöhte Werte von ACTH oder Cortisol hin untersucht. Das Pferd sollte aber wenn, dann weder unter Stress stehen noch an  Schmerzen leiden, da beides in jedem Fall auf ganz natürliche Weise den ACTH-Wert erhöht.

Bei akuter Hufrehe oder Fühligkeit ist daher ein erhöhter ACTH-Wert kritisch zu betrachten und kann nicht ohne weiteres als Equines Cushing Syndrom diagnostiziert werden.

Besser, aber für Hufrehepatienten gänzlich ungeeignet, ist der Dexamethason-Hemmtest, bei dem geringe Mengen des synthetischen Glucocorticoids verabreicht werden. Beim gesunden Pferd kommt es sofort zu einer Hemmung der ACTH-Sekretion so dass als Folge das endogene Cortisol absinkt. Diese Hemmung der Cortisolausschüttung soll zeigen, dass das Pferd gesund ist. Bleibt der Cortisolspiegel erhalten, zeigt dies an, dass das Pferd wirklich unter dem Cushing Syndrom leidet. Da der Test die Gefahr der Auslösung einer Hufrehe birgt, wird auf ihn im Allgemeinen verzichtet und sofort zur Medikation gegriffen.

Blutabnahme ACTH Wert

Der ACTH Wert ist nicht uneingeschränkt geeignet, Cushing festzustellen

Die Bestimmung des ACTH-Wertes ist einfacher zu handhaben als der Dexamethason-Suppressionstest (DST), der durch seine Cortisongabe für Hufrehe gefährdete Pferde gefährlich werden kann.

Allerdings muss der Probenbehandlung besondere Sorgfalt beigemessen werden, indem das Blut nach der Entname umgehend zentrifugiert wird um das Plasma zu erhalten. Eindeutig niedrige ACTH-Werte können als Indikator für das Nichtvorhandensein von Cushing gewertet werden.

Werte über 50 pmol/l gelten als verdächtig, während Werte zwischen 20 und 50 pg/ml als normal gelten. In letzter Konsequenz sollte das Pferd  im Ganzen betrachtet werden. Auch wenn ein erhöhter ACTH Wert  zu den äußeren Anzeichen von Cushing führt, muss der Patient kein primäres Problem mit dem Equinen Cushing Syndrom haben.

Viel eher sind hier andere Ursachen maßgeblich für eine Entgleisung des Stoffwechsels wie Schmerzen, Stress oder Ernährungsdefizite. Der Tierarzt sollte sich hier Zeit nehmen, das Problem des Pferdes eingehender zu untersuchen. Arthrose, Spat, Kissing Spines,  vorhandene Fühligkeit oder Magenprobleme können zu einer Erhöhung des ACTH-Wertes führen und damit das Ergebnis verfälschen.

Insulinresistenz in Folge von Stress

In nicht wenigen Fällen kommt bei betroffenen Pferden die sogenannte Insulinresistenz hinzu. Darunter versteht man die eingeschränkte Fähigkeit des Insulins, an die Zellen anzudocken, um Glukose aus dem Blut in die Zellen transferieren zu lassen. Da so im Gewebe ein Unterzuckerung und im Blut ein Blutzuckerüberschuß entstehen kann, reagiert der Organismus mit erhöhter Insulinsekretion.

Die Ursachen für eine Insulinresistenz können vielfältig sein. Dazu zählen genetische Faktoren bei leichtfuttrigen Pferderassen wie Ponys, Arabern oder Kaltblütern, aber auch zu wenig Bewegung bei gleichzeitiger Überfütterung, der auch Großpferde zum Opfer fallen können.

Stress kann als Auslöser für die Insulinresistenz nicht ausgeschlossen werden. Grundsätzlich sind aber die meisten Pferde schon lange vor dem Auftreten der Insulinresistenz übergewichtig. Nichtsdestotrotz müssen nicht alle übergewichtigen Pferde eine Insulinresistenz aufweisen. Umgekehrt gibt es sogar relativ schlanke Pferde, die insulinresistent sind.

Äußerlich erkennbar ist Insulinresistenz an der Einlagerung unphysiologischer Fettpolster, vor allem im Bereich von Mähnenkamm und an der Schweifwurzel. Immer wieder auftretende Koliken können genauso ein Anzeichen sein wie das Häufige Absetzen von Harn, sowie die Entwicklung der chronischen Hufrehe.

Zur Feststellung der Insulinresistenz erfolgt neben der Messung des ACTH-Wertes (Ausschluss von Cushing) der Insulinwert, der Blutzuckerwert sowie die Triglyceride und Leberwerte.

Die in den letzten Jahren auftretende Insulinresistenz bei Pferden kann unter Umständen auf Störungen bei der Bildung des Biomoleküls Chromodulin zurückgeführt werden. Dieses Polypepdid, bestehend aus wenigen Aminosäuren lagert vier Chrom-Ionen (mit dreifacher positiver Ladung; Cr3+) ein. Chromodulin ermöglicht die Bindung von Insulin an den Insulinrezeptor, der auf der Zellmembran sitzt. Nach erfolgreicher Anbindung wird das Enzym Tyrosinkinase aktiviert, welches durch Phosphorylierung den Insulin-Rezeptor offen dafür macht, Glukose aufnehmen zu dürfen. Zur Bildung von Chromodulin sind neben Chrom auch die Aminosäuren Glycin, Cystein, Glutaminsäure und Asparaginsäure, sowie das Vitamin B3 notwendig. Hefe gilt als natürlicher Chromlieferant. Die Ribose, eine nicht blutzuckerrelevante Pentose ist integraler Bestandteil der zur Eiweißsynthese notwendigen RNA, den Energieträgern ATP, ADP und AMP. Desweiteren spielt sie eine erhebliche Rolle als sekundärer Botenstoff zur Verstärkung hormoneller Wirkungen in der Zelle.

Alternativer Ansatz - Nicht immer Cushing

Die Häufung des Auftretens dieser Erkrankung mit den Lebensjahren und immer jüngerer Patienten haben im Zusammenhang mit den Ergebnissen von erstellten Futterhistorien gezeigt, dass Pferde mit Cushing-Symptomen oft extreme Nährstoffmängel haben. Auffallend häufig sind die jahrelange Mangelernährung bei überhöhter Energiezufuhr und schließlich zu wenig körperlicher Bewegung.

Hinter dem vermeintlichen Equinen Cushing Syndrom steckt also mit großer Sicherheit nicht immer eine Entartung der Nebennierenrinde. Auch Parasitenbefall, Spurenelementmängel oder Zahnprobleme lösen ein ähnliches äußeres Bild aus (Dietz, Huskamp Handbuch Pferdepraxis, 1999). Lockiges Fell kann zum Beispiel auf Kupfermängel schließen lassen. Nicht selten stecken chronische Schmerzsituationen hinter dem erhöhten ACTH Spiegel und der damit ausufernden Cortisonproduktion.

Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass auch nicht bewältigter Stress (chronischer Stress) ursächlich für eine ständige ACTH – Ausschüttung und schließlich eine Überreaktion der Nebennierenrinde sein kann. Pferde sind heutzutage einer besonders subtilen Art von Stress ausgesetzt.

Bei der Haltung reicht das von zu großen Herdenverbänden auf zu kleiner Fläche bis hin zur Stallhaltung mit wochenendlichen Turniereinsätzen oder belastender Reitweise. Ebenso können Schmerzen (Arthrose, Hufrehe, Huflederhautentzündung, Fühligkeit zum Beispiel durch fehlenden Beschlag) Stress erzeugen. Ähnlich wie beim Adrenal Fatigue Syndrom beim Menschen kann es auch beim Pferd durch chronischen Stress zum körperlichen Zusammenbruch kommen.

Chronischer Stress

Bleibt der Stress als chronischer Stress bestehen, kann es zu einer Erschöpfung der Nebennieren kommen. Der Cortisolwert sinkt, aber der ACTH-Wert bleibt hoch. Ein Zustand völliger Erschöpfung, der beim Pferd bislang noch keine große Beachtung fand.

Um den Stress des Pferdes zu reduzieren können folgende alternative Maßnahmen ergriffen werden:

1.         eine absolut bedarfsgerechte Ernährung

1.1        mäßige Stärke- und Zuckerzufuhr, kein Übergewicht
1.2.      eine angepasste und bedarfsgerechte Spurenelementversorgung
1.3.      eine hochwertige Magnesiumversorgung
1.3.      der geforderten Leistung angemesser Fettgehalt in der Fütterung

2.         eine kontinuierliche Leberentgiftung
3.         eine gymnastizierende Reitweise, um dem Pferd Schmerzen zu ersparen
4.         passendes Sattelzeug und korrekte Hufpflege bzw. Hufbeschlag
5.         eine tägliche regelmäßige Bewegung (wenn das schmerzfrei möglich ist)
6.         nutritive Unterstützung des Herzens

 

Pferde, die Cushing Symptome zeigen, sollten also bedarfsgerecht ernährt werden. Dazu gehört auch die Berücksichtung von Spurenelementen und Sekundären Pflanzenstoffen in der Ernährung. Empirisch hat sich gezeigt, dass sich die Unterstützung des Herzens mit hochwertigem Magnesium, natürlichem Vitamin E sowie herzrelevanten Kräutern wie Weißdorn, Galgant, Rosmarin und Melisse außerordentlich gut auch begleitend zur Pergolid- oder Mönchspfeffer-Therapie bewährt hat. Dass Mönchspfeffer die ACTH- Bildung bremst, wissen Hengsthalter übrigens mittlerweile sehr gut. Agnus castus-Präparate hemmen so die Bildung von Sexualhormonen und werden zudem auch schon lange bei Frauen eingesetzt, die unter dem Prämenstrualen Syndrom leiden.

Wenn der Verdacht besteht, dass sich chronische Schmerzen hinter den Cushing Symptomen verbergen muss mit dem Tierarzt und dem Hufschmied ein entsprechendes Lösungsmodell gefunden werden.

 

Foto: fotolia #80596604 | Urheber: Nadine Haase

          fotolia: #32682769 | Urheber: matthias21

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2012© überarbeitet 2023

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