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Magnesium - nicht nur für Sportpferde

Der essentielle Mineralstoff, der die Funktionsfähigkeit von Muskeln, Herz und Knochen bestimmt

Magnesium ist als Mengenelement ein so wichtiger Mineralstoff, dass er nicht nur in den Muskeln, sondern hauptsächlich zusammen mit Calcium und Phosphor in den Knochen und in den Zähnen gespeichert wird.

Der Anteil an Magnesium im Knochen ist nicht unbeträchtlich. Mindestens 60% des Magnesiumgehalts im Körper wird im Knochen gespeichert und ist damit für die Knochengesundheit mindestens so relevant wie Calcium oder Phosphor.

Der hohe Magnesiumbedarf des Pferdes besteht täglich und wird zugleich unterschätzt. Das Blutbild ist kein wirklich sinnvoller Parameter, um die Zufuhr an Magnesium zu steuern, denn ein Magnesiummangel zeigt sich im Blutbild meist erst dann, wenn bereits ein großer Teil (bis zu einem Drittel) der Reserven aus dem Knochen mobilisiert wurden.

Merke: Durch die Verwendung von günstigen Magnesium-Verbindungen in den meisten Futtermitteln und das Nichteinhalten einer Karenzzeit vor der Blutentnahme (zur Einpendelung der Homöostase) wird im Blutbild nicht selten der Eindruck erweckt, der Magnesiumgehalt sei vollkommen in Ordnung, was vielleicht für das aktuelle Blutbild, nicht aber für die körpereigenen Gewebe gilt.

Damit wird das Fehlen eines wichtigen Glieds für die Gesundheit des Pferdes übergangen, was nicht nur zu weiteren eklatanten Störungen sondern zusätzlich zu Ratlosigkeit bei Besitzer und Therapeuten führen kann.

Dabei trägt das Magnesium in den Knochen zu verbesserter Elastizität und zum Aufbau der Knochenmatrix bei. Neben dieser strukturellen Bedeutung ist Magnesium auch Aktivator unzähliger Enzyme für den gesamten Stoffwechsel.

Die Nr. 1 für lockere Muskulatur

Zwischen 25–30% des gesamten Magnesiumgehalts befinden sich in der Skelettmuskulatur. Am bekanntesten ist Magnesium für seine enorme Wichtigkeit für den Muskelstoffwechsel. Es aktiviert die Umwandlung von Adenosintriphosphat (ATP) in Adenosindiphosphat (ADP), einen Prozess, bei dem die zuvor gespeicherte Energie durch Ernährung erst frei werden kann. Zudem fördert es die Verbrennung von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten.

Mit dieser Schlüsselrolle ist nur verständlich, dass das wichtigste Organ für den Magnesiumstoffwechsel die Leber darstellt und Magnesium nicht nur für den Sportler, junge und heranwachsende Pferde, Stuten in der Trächtigkeit sowie Senioren, sondern ebenso für Pferde von größter Bedeutung ist, die zum Beispiel unter dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) leiden.

Als Enzymaktivator der Glutaminasen ist es im weitesten Sinne an der Stickstoffentgiftung beteiligt.

Aber auch der Proteinstoffwechsel und die Bildung von DNA und RNA sind eng mit Magnesium verbunden. Damit wird klar, wie grundlegend wichtig Magnesium gerade für die Muskelbildung ist. Magnesium ist das Schlüsselelement, wenn es um eine lockere und gut arbeitende Muskulatur geht. Das gilt sowohl für die Skelett-, die Darm-Muskulatur als auch für den Herzmuskel.

Warum Magnesium landläufig als beruhigend gilt

Magnesium ist ein physiologischer Calciumantagonist und hemmt dadurch calciumabhängige Erregungsvorgänge im Körper. Durch Magnesium werden die neuromuskuläre Reizweiterleitung und Muskelkontraktionen harmonisiert.

Da Magnesium die neuromuskuläre Koordination und die meisten enzymatischen Reaktionen im Muskel ermöglicht und damit die Erregbarkeit von Muskeln und Nerven herabsetzt, wird es gerne als „Beruhigungsmittel“ eingesetzt. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn ursprünglich ein Magnesiummangel vorliegt, der entsprechend Unruhe und Angstzustände auslöst.

Warum kann ein Magnesiummangel Koliken auslösen?

Ein Magnesiummangel zeigt sich vorwiegend in Verspannungen und Angstzuständen. Die Pferde erschrecken schnell, empfinden Berührungen der Haut als unangenehm und stellen sich beim Reiten und in der Ausbildung ungeschickt an. Streicht man über die Haut des Pferdes, kann man die Verspannung der Muskulatur manchmal fühlen.

Selbst das Auskratzen der Hufe kann bereits Schwierigkeiten machen. Diese Verspannungen können sich auch in den Verdauungsbereich übertragen, so dass es zu spastischen Koliken, also Verspannungskoliken kommen kann.

Der Magnesiummangel kann sogar das Herz belasten, so dass es insbesondere  - oft wetterabhängig - zu Kreislaufproblemen kommen kann, die wiederum Koliken auslösen können.

Das ist dem Umstand geschuldet, dass Magnesium die Durchlässigkeit der Zellmembranen reguliert und so zur Aufrechterhaltung sowie Stabilisierung der Membranfunktionen beiträgt. Im Falle eines Magnesiummangels, erhöht sich die Durchlässigkeit der Kaliumkanäle und es kommt zu einem Kaliumabfall im Inneren in der Zelle, der sich negativ auf das Aktionspotenzial der Herzmuskelzellen auswirkt.

Ein weiterer Effekt auf das Herz-Kreislauf-System besteht darin, dass bereits geringfügige Änderungen im Magnesiumsstatus den Gefäßmuskeltonus und damit den arteriellen Blutdruck verändern können.

Manche Pferde tun sich auch sehr schwer, Stuhl abzusetzen oder sie können es nur in kleinen Intervallen. Die Pferdeäpfel des Magnesiummangelpatienten sind oft sehr klein, dunkel und fest. Es herrscht Durstlosigkeit. Nach der bedarfsgerechten und entsprechend bioverfügbaren Magnesiumsubstitution kann beim Pferd relativ rasch eine Verbesserung der Stuhlkonsistenz beobachtet werden.

Magnesiummangel

Wie erkennt der Pferdebesitzer, dass das Pferd einen Magnesiummangel hat?

Ein Magnesiummangel entsteht, wenn der Magnesiumbedarf über die Fütterung nicht gedeckt wird oder durch andere Umstände deutlich erhöht ist. Typische Mangelerscheinungen wie Arbeitsunlust, Mattigkeit und angelaufene Beine oder Schweratmigkeit bis hin zu Dämpfigkeit treten vor allem bei älteren Pferden, jungen Pferden in der Phase des Einreitens oder im Fellwechsel auf. Nicht selten werden bei Sportpferden Herzprobleme diagnostiziert, die sich bei der Gabe eines wirklich bioverfügbaren Magnesiumpräparates regelrecht in Luft auflösen.

Bei jungen, modernen Sportpferden zeigt sich der Magnesiummangel oft in nervlicher Überreizbarkeit und fehlender Gelassenheit bis hin zur Unreitbarkeit.

Magnesium spielt eine wichtige Rolle für die Durchblutung. Die Arterien (Blutgefäße), vor allem die vom muskulären Typ sind von einer feinen Muskulatur (glatte Muskulatur) umgeben, die dafür sorgt, dass der Blutdruck und damit die Durchblutung erhalten bleibt.

Ein Magnesiummangel führt daher zu Durchblutungsstörungen, die sich auch in der Hautdurchblutung und angelaufenen Beinen zeigen können. Auch nicht wenige Ekzemer leiden neben Zink- ebenso unter Magnesiummangelzuständen. Wobei auch hier der Stress, der für das Pferd durch das Ekzem entsteht, eine große Rolle spielen kann. Bei Pferden, die vom Equinen Metabolischen Syndrom (EMS), Cushing oder Hufrehe betroffen sind, haben sich zusätzliche Magnesiumgaben in jedem Fall als vorteilhaft erwiesen.

Wie entsteht ein erhöhter Magnesiumbedarf?

Bestimmte Situationen erhöhen den Magnesiumbedarf drastisch, so dass Magnesiumgaben den Pferden helfen, die Folgen von Stress-Situation wie Stallwechsel, Transporte, Klimawechsel, Geburten besser zu verkraften.

Werden Pferde starkem physischem oder psychischem Stress ausgeliefert, sorgen Adrenalin und Noradrenalin für eine forcierte Fettverbrennung (Lipolyse), so dass freie Fettsäuren im Blut mit Magnesium eine irreversible Verbindung ingehen. Das Magnesium geht so verloren.

Auch bei körperlicher Anstrengung gehen große Mengen Magnesium über den Schweiß verloren. Die Folgen sind vielfältig. Erhöhte Stressanfälligkeit, Übererregbarkeit und Verspannungen leiten einen Teufelskreis ein.

Magnesium kann im Mangel in der Niere vollständig rückresorbiert werden bis der Harn kaum noch Magnesium enthält, was jedoch langfristig zu Problemen der ableitenden Harnwege führen kann (Harngries, Calciumoxalatsteine). Damit kann ein Magnesiummangel auch Auslöser für Nieren - oder Blasensteine sein.

Betroffen von Magnesiummängeln sind meist sehr junge Pferde im Wachstum, zum Beispiel in der Anreitphase, geforderte Sportpferde, Zuchtstuten oder ältere, meist auch wetterfühlige Senioren.

Gerade bei älteren Pferden gehört eine gute Magnesiumversorgung zu den „Must have“ in der Fütterung, denn je älter der Organismus ist, desto schwerer fällt es ihm, Magnesium aus den Knochen zu aktivieren oder Magnesium aus dem Futter zu resorbieren.

Bedarfsschwankungen ausgleichen

Der Bedarf eines Großpferdes wird in der Literatur unterschiedlich angegeben und liegt bei 10 bis 13 Gramm pro Tag. In der Laktation steigt der Bedarf auf 18 bis 20 Gramm. Damit steht der Magnesiumbedarf mengenmäßig direkt nach dem Calciumbedarf. Als Antagonist (Gegenspieler) zum Calcium, welches für die Kontraktionsfähigkeit der Muskeln zuständig ist, wirkt Magnesium hemmend auf die Muskelkontraktion, d.h., der Muskel kann erschlaffen, bzw. entspannen.

Während der Calciumbedarf jedoch durch das Grundfutter (Heu, Gras, Stroh) weit über den Bedarf hinweg gesichert ist und ein Calciummangel so unwahrscheinlich ist, kann es im Bereich von Magnesium bei reiner Heufütterung höchstwahrscheinlich zu Mängeln kommen.

Natürliche Bedarfsdeckung

Mit sehr gutem Heu (1,7 Gramm Magnesium pro Kilogramm) können bei einer Fütterung mit 7 Kilogramm Heu schon bereits etwa 11 Gramm Magnesium zur Verfügung gestellt werden. Leider liegt der Magnesiumgehalt im Heu oft bei nur 0,8 g pro Kilogramm. Hafer liefert 1,3 Gramm, Mais 1,2 Gramm und Stroh 1,2 Gramm Magnesium pro Kilogramm. Natürliche weitere Magnesiumquellen sind Leinsamen und Weizenkleie (4 bis 5 Gramm/Kilogramm), Luzernegrünmehl, Bierhefe und Zuckerrübenschnitzel (circa 2 bis 3 Gramm/Kilogramm).

Die Bedarfsdeckung des Pferdes an Magnesium durch die Grundfuttermittel ist jedoch nur bei einer entsprechende magnesiumhaltigen Düngung gewährleistet.

Der Bedarf des Reitpferdes an Magnesium wird durch eine natürliche Fütterung auch nur dann ausreichend gedeckt, wenn das Pferd keiner besonderen Belastung ausgesetzt ist. Das heißt: kein Turniereinsatz, kein Stallwechsel, keine Ausbildung, keine Fortpflanzung, kein besonderer Schweißverlust, wenig Stress und kein allzu hohes Alter.

Die Magnesiumresorption schwankt

Magnesium wird im Dünndarm und Dickdarm resorbiert. Wieviel allerdings aufgenommen wird, ist abhängig von der Bindungsform, in der das Magnesium dem Körper angeboten wird. Während das allgemein gern eingesetzte und günstige Magnesiumoxid nur in bescheidenem Maße aufgenommen wird, sind organische Bindungsformen, allen voran Magnesiumcitrat um das 3,5 fache besser resorbierbar. Besonders wertvoll ist das Magnesiumtricitrat, das bis zu 16 Prozent Magnesium in seiner Verbindung enthält und zudem extrem gute Resultate erzielt.

Die Bioverfügbarkeit einer Magnesiumzubereitung kann innerhalb wenigen Tagen und teilweise über Nacht festgestellt werden.

Wann sollte man Magnesium zufüttern?

Die bedarfsgerecht und auch kurmäßige Fütterung von Magnesiumpräparaten macht durchaus Sinn. Pferde reagieren insbesondere auf hochwertige Verbindungen so rasch, dass der Pferdebesitzer durch die Reaktion des Pferdes schnell erkennen kann, ob ein Magnesiummangel bestanden hat, da das Blutbild erst den Mangel anzeigt, wenn bereits ein Großteil des Magnesiums aus dem Knochen aktiviert wurde und nur selten eine Mineralstoffkarenz vor der Blutentnahme eingehalten wurde (so daß Magnesiummängel lange unterkannt bleiben).

Meist zeigen sich die Pferde gelassener, weniger kolikanfällig und trotzdem leistungsbereiter. Vor allem Senioren und junge Pferde in der Ausbildung profitieren von solchen Magnesiumkuren.

 

Dr. Susanne Weyrauch – Wiegand         © 30.1.2011  überarbeitet 2022

 

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