Foto: Sigrid Schulze-Elting

Junge Pferde richtig füttern

Remonten sind noch voll in der Entwicklung

Wer sich heute ein junges Pferd kauft, kann davon ausgehen, dass - wenn es sich nicht gerade um eine traditionelle Spezialrasse handelt - um ein Pferd mit extrem hohem sportlichen genetischen Potenzial handelt.  Dieses genetische Potenzial (Rittigkeit, Leistungsvermögen), aber auch psychische Basics (Gelassenheit, Toleranz) lassen sich durch Ernährungsmaßnahmen direkt beeinflussen.

Junger Oldenburger unter dem SattelDie bedarfsgerechte Fütterung eines jungen Pferdes stellt ganz besondere Anforderungen an den Pferdebesitzer. Wachstum, Muskelentwicklung, Zahnwechsel und Fellwechsel fordern die ganze körperliche Aufmerksamheit des jungen Pferdes. Es zwickt und schreckt im ganzen Körper.

Der Nährstoffbedarf in dieser Zeit ist eigentlich nicht einmal wirklich abschätzbar, denn er kann, was bestimmte Mineralstoffe oder Vitamine betrifft extrem ansteigen. Das ist eine Zeit, in der der Pferdebesitzer Ruhe bewahren muss und nicht verzweifeln darf. Mit der richtigen Fütterung kann man einen Großteil der Probleme, die beim jungen Pferd zwangsläufig auftreten, zumindest überschaubar in den Griff bekommen.

Zahnprobleme beseitigen

Der Durchbruch der Milchzähne mit dem Wechsel zu den dann verbleibenden Zähnen erfolgt bis ins 5. Lebensjahr des Pferdes. Da manchmal die Milchzähne wie kleine Kappen auf den durchbrechenden Folgezähnen sitzen, können sie das Kauen des Pferdes und damit die Rittigkeit stören.

Hier hilft der Zahnarzt, die „reitenden Milchzähne“ zu entfernen. Gleichzeitig können auch sogenannte "Wolfszähne" entfernt werden, die rudimentär mit den Haken oder Hengstzähnen in der Lücke zwischen den Schneide- und Backenzähnen liegen können. Ein gesunder Zahnwechsel beim Pferd erfordert hochwertige Nahrungsbausteine wie Calcium, Magnesium und Mangan.

Dreifachbelastungen erkennen und einschätzen

Junge Pferde sind im Fellwechsel leicht zu überfordern, da sie fast permanent am Wachsen und an körperlichen Umstrukturierungen tätig sind. Bei Stuten und Hengsten kann sich das Wachstum bis ins 8. Lebensjahr, bei Wallachen sogar bis ins 9. Lebensjahr ausdehnen.

Da Pferde in diesem Alter und bereits weit vorher im Reitsport eingesetzt und dafür trainiert werden, kommt neben dem Fellwechsel, dem Wachstum auch noch der Muskelaufbau dazu. Dabei spielt die Energieversorgung eine im Vergleich untergeordnete Rolle.

Eine ausreichende Mineralisierung in diesen speziellen Phasen ist mit solchen Zuschlägen gefordert, dass die übliche Mineralisierung einfach nicht den optimalien Erfolg bringen kann, wenn an das Pferd hohe Ansprüche an seine Entwicklung, langfrisitge Gesundheit und hohe Lebenserwartung gestellt werden.

Früher Entmineralisierung vorbeugen

Wird dem hohen Nährstoffbedarf des heranwachsenden Pferdes nicht Rechnung getragen und großzügig mineralisiert, werden kurzfristig Reserven aus den Speicherorganen wie zum Beispiel Knochen oder Leber aktiviert.

Die Folgen davon zeigen sich dann im späteren Leben des Pferdes in Form von Gelenks- und Knochenerkrankungen sowie Störungen des bindegeweblichen Aufbaus. Letztere stellen sich in Sehnenschäden, Gelenksimmobilitäten und Knochenzysten dar.

Beispiel: nicht ausreichende Magnesiumversorgung beim Jungpferd

Wird beispielsweise der Magnesiumbedarf des jungen Pferdes nicht gedeckt, werden die Reserven aus dem Knochen mobilisiert. Da sich der Mangel im Blutbild erst dann zeigt, wenn bereits fast ein Drittel der Magnesiumreserven des Knochens angegriffen sind, bleibt ein Mangel lange verborgen. Ist der Magnesiummangel im Blutbild erkennbar, haben sich bereits Unrittigkeit, Muskelverspannungen oder Koliken eingeschlichen. Zu diesem Zeitpunkt liegt bereits einiges im Argen.

Wichtige Informationen für die Blutuntersuchungen bzgl. der Nährstoffe:

Vor der Blutentnahme sollte eine fünftägige Karenz bezüglich der Mineralisierung eingehalten werden, da noch im Blut vorhandene Magnesiumionen (vor allem bei anorganischen Magnesiumverbindungen wie Magnesiumoxid), die noch nicht nach der Fütterung ins Gewebe gelangt sind einen zu guten Magnesiumwert vortäuschen.

Es besteht dann nicht nur die Pflicht, das Pferd bedarfsdeckend zu füttern, sondern langfristig müssen die Knochendepots wieder aufgefüllt werden. Dazu ist dann eine weit höhere Nährstoffzufuhr erforderlich.

Der Knochen und die Leber sind auch Speicherorgane für Mangan, Kupfer, Zink, die für die Entwicklung des Bewegungsapparates und des Immunsystems des Pferdes von großer Bedeutung sind.

Wir empfehlen für junge Pferde im Alter von 4 bis 6 Jahre (600 kg Körpergewicht final) folgende Fütterung:

8 bis 12 kg gutes Heu

3 kg goldgelbes Stroh

1 bis 3 Kilogramm Hafer und/oder Nr. 08/15 Grundstein

3 Meßlöffel (50g) Nr. 21 Beinhart oder Nr. 1 Alles fliesst

2 Meßlöffel (30g) Mg Magnesium(bei besonderer muskulärer Beanspruchung)

1 Meßlöffel (15g) Zinkurasan vet (bei schleppendem Fellwechsel)

 

Nr. 17 Feuerstrahl 1 bis 2 Meßlöffel (15 bis 30g) genügen oft 2 Mal im Jahr als Kur in der vegetationsarmen Zeit (November/Februar) oder während anspruchsvoller Turnierphasen.

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand © 2019 überarbeitet 2022

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