Der Moritzburger - moderner denn je
Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Reiter Ruhe und Gelassenheit beim Pferd schätzen lernen, hebt sich das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut als echter Allrounder besonders ab. Der Moritzburger brilliert genauso als sportliches Kutsch- und Reitpferd wie als zuverlässiger Partner im Freizeitbereich.
Kein Wunder, wird es doch besonders wegen seines ausgeglichenen Charakters und seiner Leistungsbereitschaft geschätzt.
Geschichte der Rasse
Schon seit über 100 Jahren wird das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut in Sachsen und Thüringen gezüchtet – Regionen, die für ihre kräftigen und zugleich eleganten Wagenpferde bekannt waren.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg begann das sächsische Landgestüt Moritzburg 1871 mit dem Ankauf von Hengsten aus Oldenburg-Ostfriesland, um den Bedarf der Landwirte an robusten Arbeitspferden zu decken. Seit 1873 wird die Rasse Schweres Warmblut in Sachsen gezüchtet.
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Zucht der Schweren Warmblüter beinahe ein Opfer des Umzüchtungsprozesses zum Reitpferd in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
Dank der damaligen Landstallmeisterin in Moritzburg, Dr. Hertha Steiner, konnten einige Hengste dem Kastrationszwang entgehen und nach 1980 wieder an die verbliebenen Stuten, die passionierte Züchter bewahrt hatten, angepaart werden.
Der Moritzburger - eine Erfolgsgeschichte dank einer äußerst mutigen Frau
Durch ein persönliches Gespräch mit Dr. Matthias Görbert, dem langjährigen und verdienstvollen Landstallmeister des Landgestüts Moritzburg (vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Sächsischen Verdienstorden (2019), dem Sächsischer Tierzuchtpreis (2019) und der Goldenen Ehrennadel mit Brillanten des PZV Sachsen-Thüringen (2017)) haben wir erfahren dürfen, wie die Rasse gerettet worden ist und was sich eigentlich in der DDR hinter den Kulissen ereignet hatte.
Kurzgefasst beschloss das DDR Regime, den Moritzburger sterben zu lassen. Die Hengste sollten kastriert werden, die Rasse untergehen. Der beherzten damaligen Landstallmeisterin Dr. Herta Steiner ist es zu verdanken, dass das nicht passiert ist. Sie hatte kurzerhand die gekörten Hengste vor die Touristenkutschen gespannt und damit in Lohn und Brot gehalten. Das ausgezeichnete Temperament dieser Pferde kam diesem Experiment entgegen. Die Hengste haben brav ihren Dienst getan.
Glücklicherweise gab es zu der damaligen Zeit sehr viele kleine Landwirte in der DDR, die eine Moritzburger Stute hatten, um sie - in Ermangelung eines Traktors - vor den Pflug zu spannen. Diese Stuten waren von wohlwollendem Wesen und auch für die Dame des Hauses unproblematisch zur Arbeit zu nutzen. Da die Stutenbesitzer die Stuten auch mal vermehren wollten, benötigten sie Hengste, sodass Frau Dr. Herta Steiner der Regierung gegenüber ein Argument hatte doch den einen oder anderen Hengst wieder in den Deckbetrieb zu übernehmen. Schließlich schaffte sie es, fast alle Hengste wieder in die Zucht zurückzubringen.
So kann man sich gut vorstellen, woher das außergewöhnliche Wesen dieser braven Tiere - basierend auf toleranten Hengsten und extrem braven Stuten - stammt.
In den folgenden Jahren erlebt die Rasse in Sachsen und Thüringen einen wahren Aufschwung, so dass heute wieder ca. 1.000 Zuchtpferde eingetragen sind. Dennoch wird die Rasse noch immer als gefährdet eingestuft.
Eng verwurzelt ist die Rasse noch immer mit dem sächsischen Landgestüt Moritzburg, wo es nicht nur gelang, die letzten Hengste während der DDR-Zeit zu sichern, sondern heute wieder über 30 Landbeschäler im Deckeinsatz sind.
So ist es auch kein Zufall, dass die jährliche Körung des Sächsisch-Thüringischen Schwere Warmblutes jedes Jahr im November traditionell auf dem Gestütsgelände stattfindet und die Hengste auch in den allseits bekannten Hengstparaden im September eine zentrale Rolle spielen.
Nicht nur kulturhistorisch bedeutsam
Das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut ist ein kulturhistorisch bedeutsames, robustes und vielseitig einsetzbares Pferd. Begehrt sind die „Moritzburger“ vor allem als elegante Kutsch- und Wagenpferde.
Durch ihr ruhiges und ehrliches Temperament und ihre natürliche Umgänglichkeit sind sie ein verlässlicher Partner für alle Freizeitfahrer und -reiter sowie Liebhaber von Rund- und Traditionsfahrten. Daneben ist es aber vor allem die sportliche Eignung, durch die die Schweren Warmblüter immer wieder im Rampenlicht stehen – nicht zuletzt sind sie erfolgreich in internationalen Fahrprüfungen bis zur Schweren Klasse.
Seit 2002 finden in Moritzburg alljährlich die Bundeschampionate im Fahren statt, die auch für die Schweren Warmblüter ausgetragen werden. Diese Veranstaltung lockt immer wieder eine große Schar von Züchtern, Fahrern und rassebegeisterten Zuschauern an, die sich dem Charme und der Faszination dieser eleganten Fahrpferderasse nicht entziehen können.
Doch nicht nur vor dem Wagen, auch unter dem Reiter macht die Rasse eine gute Figur. So entdecken auch zunehmend Freizeit- und ambitionierte Turnierreiter die Vorzüge der Rasse. Neben Dressurprüfungen bis in die Schwere Klasse sind auch kleinere Springprüfungen realisierbar, im Gelände überzeugen die Schweren Warmblüter durch ihre Gelassenheit. Auch der Einsatz in der Therapiearbeit ist deshalb durchaus üblich.
Auf einen Blick:
- Ursprung: Deutschland
- Hauptzuchtgebiet: Deutschland (Sachsen, Thüringen)
- Stockmaß: ca. 1,65 m
- Erscheinungsbild: kompaktes, mittelgroßes, muskulöses Pferd
- Farben: alle Farben, die Fuchsfarbe ist nicht erwünscht
- Haupteinsatzgebiet: Kutsch-, Reit-, und Freizeitpferd
- Charakter: ruhiges, ausgeglichenes Temperament, lernwillig, freundlich und menschenbezogen, hohe Nervenstärke
Die Rasse ist Teil des lebendigen Kulturerbes in Mitteldeutschland und steht exemplarisch für gelungene Erhaltungszucht historischer Pferdetypen. Um diese Erhaltungszucht auch für die Zukunft abzusichern und das Kulturgut „Sächsisch-Thüringisches Schweres Warmblut“ zu erhalten, müssen eingetragene Zuchttiere strenge Anforderungen erfüllen:
Um einen ausgeglichenen Charakter, die Leistungsbereitschaft und Umgänglichkeit zu erhalten, setzt das Ursprungszuchtbuch sehr strenge Maßstäbe an und bedient sich dabei unter anderem den Leistungsprüfungen als Auswahlkriterium für die Zuchttiere. Hengste müssen eine 50-tägige Stationsprüfung absolvieren und werden dabei – wie auch die Stuten in ihrer Leistungsprüfung - in drei Disziplinen geprüft: unter dem Sattel, vor dem Wagen sowie an der Schleppe. Eine anspruchsvolle Leistungsprüfung für Pferd sowie Besitzer, aber ein ganz entscheidendes Kriterium, um die Merkmale des Charakters sowie der Leistungsbereitschaft objektiv zu bewerten und zu erhalten. Die Selektionsgrenze bei den Hengsten zur Zucht liegt bei 2-3 % des Geburtsjahrganges. Nichtsdestotrotz wird mit Hilfe von DNA-Analysen die Inzucht der gesamten Population im Auge behalten und überwacht. Somit wird sichergestellt, dass es keine wesentlichen Inzuchtsteigerungen in der Rasse gibt.
Das Ursprungszuchtbuch der Rasse des Sächsisch-Thüringischen Schweren Warmblutes wird vom Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen e. V. in den Zuchtbezirken Sachsen und Thüringen, aber auch bundes- sowie europaweit betreut. Das Sächsisch-Thüringische Schweren Warmblut wird in Reinzucht sowie in einem geschlossenen Zuchtbuch gezüchtet. Es sind aber zur Verringerung der Inzucht verwandte Rassen und auch das Englische Vollblut zur Blutauffrischung unter Erfüllung bestimmter Kriterien zugelassen.
Für weitere Auskünfte zur Rasse oder eine Zuchtberatung stehen die Mitarbeiter des Pferdezuchtverbandes Sachsen-Thüringen e.V. gern zur Verfügung!
Kontakt:
Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen e. V.
Käthe-Kollwitz-Platz 2
01468 Moritzburg
Tel.: 035207/ 89630
E-Mail: info@pzvst.de
Lisa Hohmann
Marketing, Öffentlichkeitsarbeit &
Veranstaltungsorganisation
PFERDEZUCHTVERBAND SACHSEN-THÜRINGEN e.V.
HORSE BREEDING ASSOCIATION SAXONY-THURINGIA
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Fütterungsempfehlung und Stoffwechsel
In unserem Institut zur Entwicklung von Ernährungskonzepten für Pferde verfügen wir über einen aussagekräftigen Bestand an Schweren Warmblütern.
Durch die Tatsache, dass diese Pferde leichtfuttrig sind, also wenig energieliefernden Nährstoffe benötigen als Warmblüter und auch mit karger Vegetation gut klar kommen, muss die Mineralisierung zwingend angepasst werden.
Bei einer ausreichenden Versorgung mit Mg Magnesium konnten wir beobachten, dass die Pferde weder Tod noch Teufel fürchten und mit ihren Reitern oder Fahrern durch dick und dünn gehen.
Als Grundmineralisierung hat sich über Jahre der Nr. 19 Mordskerl oder das Nr. 4 Goldwert bewährt. Nr. 4 Goldwert unterstützt den Moritzburger vor allem mit Spurenelementen und lässt das Schwere Warmblut regelrecht in anderem Licht erscheinen!
Wie alle Schweren oder Sonderrassen sind Moritzburger relativ lebersensibel. Heu von guter Qualität macht sich hier noch mehr bezahlt.
Dr. Susanne Weyrauch
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