Kolik beim Pferd

Koliken beim Pferd

Wie sich die Fütterung auf die Darmtätigkeit auswirkt

Koliken beim Pferd gehören zu den gefürchtetsten gesundheitlichen Problemen, enden doch nicht wenige Koliken in der Klinik oder führen sogar zum Ableben des Pferdes. Verschiedene Ursachen können zur Entstehung einer Kolik beitragen. Der erste Schritt beim Auftreten von Koliksymptomen muss die Konsultation des Tierarztes sein!

Die Bezeichnung Kolik steht für eine Gesamtheit an Magen- und Darmerkrankungen und leitet sich von dem Wort "Colon" (Darm- bzw. Dickdarmarm) ab. Letztendlich steht der Begriff Kolik  für  alle Krankheitszustände bei denen sich Pferde auffällig verhalten und Unbehagen zeigen.

Der Tierarzt stellt die Diagnose

Durch ausgefeilte Untersuchungsmethoden, die sich in den letzten Jahrzehnten etabliert haben  können,  sich hinter dem Syndrom Kolik Magenkatarrhe, Magenerweiterungen,  Magenüberladungen,  Magenrupturen, Magengeschwüre, entzündliche Erkrankung des Darmes oder sogar Colitis X verbergen. Aber auch Leber- und Gallenwegserkrankungen, Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane, des Brust- oder Schlundbereichs, Hufrehe oder Infektions- und sogar Hauterkrankungen können neben Wasser- oder Futtermangel Koliken hervorrufen.  Nicht zu vergessen sind auch parasitäre Ursachen (Verwurmung).

Es obliegt der Fähigkeit und Erfahrung des Tierarztes,  hier wirklich eine differenzierte, systematische Diagnostik zu betreiben.

Ursachenforschung

Zu unterscheiden wären vier mögliche Ursachen für Koliken: die Obturation (eine Verstopfungskolik durch beweglich verdichtete Massen oder auch Fremdkörper), die Obstipation (eine Verstopfungskolik durch eine Verdichtung des Speisebreies) oder die Kolik durch Fehlgährungen (oft mit erheblichen Aufgasungen einhergehend).

Nicht zu unterschätzen ist das Auftreten von Koliken durch Herz-Kreislauf-Probleme. Davon sind nicht nur ältere Pferde betroffen. Gerade junge und heranwachsende Pferde, gerne auch zu Beginn der Trainingsphase können zu Herz-Kreislauf-bedingten Koliken neigen, was sehr oft mit einer im Wachstum geforderten, aber nicht geleisteten Mineralisierung zusammenhängt.

Kolik aufgrund von Herz-Kreislauf-Problemen

Ähnlich trifft es sehr stark geforderten Sportpferde.  Auf wenn diese Koliken primär mit einer Überlastung des Herz-Kreislauf-Systems zusammenfallen und auch  Wetterwechsel hier auslösend sein können (Pferde sind nicht besonders gut darin, Wetterwechsel, vor allem von kalt auf warm zu verkraften) darf nicht vergessen werden, dass einfachste Nährstoffmängel wie zum Beispiel im Bereich Magnesium die mögliche Belastung des Herzens einschränken können.

Kolik durch Aufnahme von zuviel Sand oder Erde

Sandkoliken entstehen durch die Aufnahme zu großer Menge Erde. Dies trifft dann zu wenn Pferde aus Not oder Langeweile auf abgeweideten Flächen oder Paddock Sand aufnehmen. Sehr viel Sand respektive Erde wird auch in Folge eines Vitamin B12 bzw. Kobaltmangels aufgenommen und kann damit eine nährstoffmangelbedingte Ursache darstellen. Sandkoliken können auch die Folge einer schwachen Darmtätigkeit sein.

Koliken können schließlich auch dadurch entstehen, dass der Magen durch zu große Futtermengen pro Zeiteinheit oder quellende Futtermittel überladen wird.

Nicht zu unterschätzen sind Magen- und Darmreizungen aufgrund langfristige Gaben höherer Schwefelmengen (MSM).

Kolik durch Fehlgärungen

Fehlgährungen können sich bereits im Magen und Dünndarm durch zu stark verkeimtes, zu wenig aufgeschlossene Futter oder sich verkleisterndes Futter bei zu geringer Magensaft- bzw. -säuresekretion entwickeln.  Fehlgährungen im Blinddarm entstehen durch zu große Kraftfuttermengen je Mahlzeit bzw. wenn das Pferd nicht systematisch darauf vorbereitet wurde, mengenmäßig zu große Ölfütterung oder verdorbene bzw. kontaminierte Futtermittel.

Kraftfuttermengen, aufgeschlossene Produkte oder Hafer zwischen 500g bis 1500g pro Mahlzeit gelten als problemlos. 50 bis 100ml Öl können nach kurzer Zeit je Mahlzeit verfüttert werden, wenn das energetisch notwendig ist.

Durch zum Beispiel verschimmeltes Grundfutter (Heu, Stroh, Silage, Hafer, Müsli) können Pferde regelrecht vergiftet werden, da die enthaltenen Toxine die Leber und den Darm massiv angreifen. Biogene Amine wie Histamin, Putrescin oder Cadaverin, die in verdorbenem Futter entstehen, können schwere Bauchschmerzen hervorrufen und Kotwasser und Durchfall auslösen.

Zu hohe Mengen an Grünfutter, aber auch ungeeignete Futtermittel wie sehr große Mengen Äpfel sowie Stress können vor allem im Dickdarm zu Fehlgärungen führen.

Die betroffenen Pferde zeigen sich stark aufgebläht, der Arzt diagnostiziert dann die sogenannte Gaskolik.

Kolik durch Obstipation

Die klassische Verstopfungskolik kann bei einer reinen Strohfütterung entstehen, da das eiweißarme und ligninreiche Stroh für eine hohe mikrobielle Tätigkeit keine ausreichende Grundlage in Form von Stickstoff und Mikronährstoffen bietet. Aber auch zu kurz gehäckseltets Gras, zu stark gemahlenes Getreide oder  ein ungenügendes Wasserangebot kann zu einer Passagestörung im Blind- und Dickdarm führen.

Kolik durch Obturation

Durch die Bildung von Phytobezoaren (Magenklumpen, Verklumpungen von sperriger Rohfaser, Luzerne, Kleien oder hohe Calciumanflutungen) oder Enterolithen (Darmsteine) kommt es zu einer Verstopfung. Diese Form der Kolik ist selten. Zusatzstoffe wie Bentonit und Zeolith (Aluminiumsilikate) sind in der Lage große Mengen Wasser zu binden, was den Stuhl eindicken kann. Bei Pferden, die zu Obturation neigen sind solche Hilfsstoffe zu meiden.

Krampfkoliken durch Nährstoffmängel

Bei Pferden, die schon öfters Koliken hatten oder aus diesem Grund in einer Klinik stehen sollten unbedingt nach einer wenigstens dreitägigen Mineralstoffkarenz ein Blutbild erstellt werden, indem ganz deutlich Magnesium, Zink, Selen, Kupfer und Mangan getestet werden. Bei den Magnesiumwerten sollte man nicht zu tolerant sein, daher sind Werte unter 0,8 mmol/Liter ernst zu nehmen und sofort auszugleichen. Mangan und Selenmängel können spastische Erscheinungen hervorrufen, die sich nicht nur in der Muskulatur sondern eben auch im Darm durch Koliksymptome zeigen können (Mangan sollte bei mind. 1,8µg/l, Selen bei 100µg/l liegen). Diese Koliken werden auch als Krampfkoliken bezeichnet. Koliken sind auch bei schweren Zinkmängeln aufgrund der Bedeutung von Zink für die Regeneration der Schleimhäute und verschiedener Entgiftungswege nicht auszuschließen.

Koliken vorbeugen

An sicherlich erster Stelle ist die hochwertige Futterqualität zu nennen. Heu und Stroh sollten von allerbester Qualität sein. In der Pferdefütterung führen grundsätzlich kontaminierte Grundfutter oder vergorenen Grundfutter (Silage, Heulage) zu nachhaltigen Problemen.

Die Futterration sollte angepasst erfolgen. Die Fütterung von Kraftfutter erfolgt nach der Fütterung des Raufutters, welches vorwiegend aus Heu bestehen sollte. Einer Zufütterung von 30% Strohanteilen ist nichts entgegenzusetzen. Bei größeren Kraftfutterrationen (über drei Kilo am Tag) sollte das Kraftfutter auf mehrere Mahlzeiten aufgeteilt werden. Der Getreideanteil im Kraftfutter sollte, was Gerste, Weizen oder Mais betrifft hoch (hydrothermisch) aufgeschlossen sein.

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Mineralisation und Wasseraufnahme

Die bedarfsgerechte Mineralisierung spielt bei der Kolikprophylaxe eine nicht untergeordnete Rolle. Gerade bei Herz-Kreislauf bedingten Koliken kann durch eine angepasste Magnesiumversorgung, kombiniert mit Vitamin E, das sensible Pferd unterstützen.

Eine zu geringe Wasseraufnahme kann ihre Ursache in einem Magnesiummangel haben, denn ein klassisches Anzeichen für den Magnesiummangel ist die Durstlosigkeit. Dies ist ein weiterer Grund auf die Magnesiumzufuhr beim kolikgefährdeten Pferd zu achten.

Spurenelemente unterstützen die Aktivität der Darmflora

Mit Hilfe einer ausreichenden Spurenelementversorgung werden auch die Darmbakterien mit lebenswichtigen Spurenstoffen versorgt, so dass damit einer mikrobiellen Depression entgegengewirkt werden kann. Damit kann Anschoppungskoliken durch zu hohe Rohfasergewichtungen oder Ligningehalten im Futter (Stroh) entgegengewirkt werden.

Spurenelemente und gallefördernde Maßnahmen (entsprechend bittere Kräuter) sind neben einem guten Futtermanagement der beste Weg, Fehlgährungen entgegenzuwirken. Eine ausreichende Galleproduktion verbessert den pH-Wert des Darms und damit auch die enzymatische Aktivität (Amylasen, Proteasen Lipasen) im Dünndarm.

 

Foto: fotolia  #219341067 | Urheber: Voyagerix

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Dr. Susanne Weyrauch Wiegand 8/2018 © überarbeitet 2020

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