Heu in der Pferdefütterung

Heu- Die Basis guter Pferdefütterung

Hochqualitatives Heu ist die Grundlage für die Gesundheit des Pferdes

Pferde verfügen über ein spezielles Verdauungssystem, welches ihnen ermöglicht, aus für uns Menschen zum Beispiel unverdaulichen Fasern (Rohfaser) Energie zu gewinnen. Dadurch sind sie in der Lage, sich von Gras zu ernähren. Weil u.a. Gras im Herbst und Winter rar ist, wird im Sommer das Gras gemäht und getrocknet. Das so gewonnene "Heu" wird Pferden als Grundnahrungsmittel gefüttert. Von der Qualität des Heus hängt die Gesundheit des Pferdes ab.

Die gesamte Pferdefütterung basiert darauf, dass das Pferd in seinem Dickdarm in der Lage ist, eigentlich unverdauliche Pflanzenfasern mit Hilfe von unzähligen Mikroorganismen aufzuschließen und dem Stoffwechsel als Energielieferanten zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zum Menschen gewinnt das Pferd aus dieser Form der Nahrungsumsetzung seine Lebensenergie. Das ist der Grund, warum Heu (neben Gras) das Hauptfuttermittel für Pferde ist.

Heu liefert die wichtigste Rohfaser

Ausgehend von der Weender Analyse gelten als Rohfaser diejenigen Stoffe, die in bestimmten Laugen und Säuren unlöslich sind. Dazu zählen vor allem Cellulose, Hemicellulose, Pektin und Lignin.

Gutes Heu ist goldwertChemisch zählen die Stoffe, die unter die Rohfaser fallen (außer Lignin) zu den strukturierten Kohlenhydraten, weil sie an der Formgebung von Pflanzen- und Pflanzenzellen beteiligt sind. Im Gegensatz dazu gelten Stärke und Zucker, sowie die löslichen Anteile oben genannter Substanzen als nicht-strukturierte Kohlenhydrate und zählen zu den stickstoff-freien Extraktstoffen (NfE).

Der Rohfaserbedarf eines Pferdes liegt zwischen zwei und drei Kilogramm pro Tag. Die Rohfaserversorgung des Pferdes erfolgt vorwiegend über die Fütterung von Raufutter. Die größte Bedeutung haben hierbei Heu und Gras, aber auch Stroh und Kleien.

Heu hat einen Rohfasergehalt von etwa 23 bis 30 Prozent. Bei einer Fütterung von etwa 1 bis 1,5 Kilogramm Heu je 100 Kilogramm Lebendgewicht nimmt ein 600 Kilogramm schweres Großpferd mit 6 bis 9 Kilogramm Heu täglich 1,4 bis 2,7 Kilogramm Rohfaser auf.

Wer an Heu sparen muss, kann bis zu einem Drittel Heu durch Stroh (Rohfasergehalt 44 Prozent) ersetzen. Im Süden Europas werden auch bis 3 Kilogramm getrocknete Luzerne statt Heu pro Tag angeboten, meist in Verbindung mit Haferstroh. Im Vergleich zur Getreideration, die beim Freizeitpferd höchstens zwischen 1 bis 3 Kilogramm, beim Sportpferd 3 bis 5 Kilogramm beträgt, sollte Raufutter stets den mengenmäßig größten Teil der Futterration stellen. Rohfaserarme Müslisorten enthalten nur 3 bis 10 Prozent Rohfaser. Rohfaserreiches Pelletfutter kann zum Beispiel 12 bis 17 Prozent Rohfaser enthalten. Steigende Rohfasergehalte im Futter senken die Verdaulichkeit der anderen Nährstoffe (u.a. Mineralstoffe und Spurenelemente).

Rohfaseraufnahme durch Weidegras

Der Rohfasergehalt bei kurzem oder sich im Aufwuchs befindendem Gras ist sehr niedrig und liegt bei nur etwa drei bis vier Prozent in der Frischmasse. Überständiges Gras verfügt über bis zu sechs Prozent Rohfaser in der Frischsubstanz. Ein Pferd ist in der Lage, 10 Prozent Gras je 100 Kilogramm Lebendgewicht aufzunehmen, das heißt, dass bei ganztägigem Weidegang 45 bis 60 Kilogramm Gras aufgenommen werden können, was einer Rohfaserzufuhr von 2,4 bis 3,6 Kilo entsprechen kann. Es wird allerdings empfohlen, gerade wenn das Gras im Aufwuchs ist, Heu zuzufüttern, um genügend strukturiertes Futter zur besseren Verdauung anzubieten.

Energiegewinnung aus Rohfaser beachtlich

Reich an Rohfaser sind Futtermittel wie Heu, Luzerne, Stroh, aber auch Kleie oder Rübenschnitzel. Sie sind die hauptsächlichen Energielieferanten des Pferdes.

Die  Bakterien im Blind- und Dickdarm des Pferdes sind in der Lage, die Molekülketten von Cellulose, Hemicellulose, Pektin und teilweise Lignocellulose voneinander zu spalten. Von der freiwerdenden Energie lebt die Darmflora. Die dabei entstehenden freie Fettsäuren (Essig-, Propion- und bisweilen Buttersäure) werden über die Darmschleimhaut der Pfortader und damit der Leber zugeführt, dort dann in Kohlenhydrate und Fette umgebaut zu werden. Wer an Raufutter spart, wird beobachten, dass Pferde rasch an Gewicht verlieren.

ß-Glukane, Hemicellulose & Co. – die gesunden Fasern

Die Hemicellulose ist als Heteropolysaccharid aus unterschiedlichen Einzelzuckern aufgebaut und dient ebenso wie Cellulose dem Aufbau der pflanzlichen Zellwand als Stütz- und Gerüstsubstanz. Besonders reich an Hemicellulosen sind Kleie, Gras, Heu oder Sonnenblumenschalen. Zur Hemicellulose zählen die Pentosane und Hexosane, die aus Arabinose- und Xylose-Zuckermolekülen aufgebaut sind und in Roggen und Hafer, aber auch in den Randschichten von Weizen vorkommen. Sie sind in der Lage Wasser aufzunehmen, sind quellfähig und schleimbildend. Hexosane sind aus den Einzelzuckern Glucose, Mannose und Galactose aufgebaut und kommen vor allem in Weizen, Gerste, Obst und Gemüse vor. Ihre Bedeutung für die Gesundheit ist erst seit kurzem ein Thema der Forschung. Auch den sogenannten ß-Glukane werden vor allem immunwirksame Fähigkeiten zugeschrieben. Man findet sie vor allem in Hafer und Gerste (6 bis 8 Prozent). Sie bestehen aus spezifisch verknüpften Glucosemolekülen.

Heu als Basis für die Pferdegesundheit

In der freien Natur basiert die Ernährung des Pferdes als selektivem Dauerfresser auf der stundenlangen Aufnahme von Weidegräsern mitsamt deren Blüten und Samen. Da Weidegang vor allem im Winter nicht ausreichend möglich ist wird im Sommer geerntetes Gras durch Trocknung für die kalte Jahreszeit konserviert. Heu für Pferde wird, sofern das Wetter dies zulässt, nach der Blüte aber vor dem Aussamen gemäht.

Kaufähige Struktur

Heu ist das beste PferdefutterHeu gilt als das wichtigste Pferdefutter. Dabei spielt die Faserlänge des aufgenommenen Grases für die Verdauung des Pferdes eine große Rolle, denn ab 30 Zentimeter Länge ist das Gras so rohfaserreich, dass es hervorragend die Darmgesundheit unterstützt.

Die im Heu reichlich enthaltene fermentierbare Rohfaser (Cellulose, Hemizellulose) sorgt für ausreichend Energie (Heu liefert etwa 7 bis 8 Megajoule pro Kilogramm) über die gebildete Essig- und Propionsäure. Für das Pferd ist qualitativ hochwertiges Heu der wichtigste und zuverlässigste Energielieferant.

Auch wenn Hafer- oder Weizenkleie, Getreidespelzen oder Sonnenblumenschalen große Mengen an Rohfaser enthalten, können sie strukturiertes kaufähiges Heu nicht vollständig ersetzen. Heu führt zu gutem Kauverhalten und dient der Einspeichelung und damit der Bildung von Magen- und Verdauungssäften.

Die sperrige Raufutterstruktur dient einem geregelten Transport durch den Darm und regt die Darmperistaltik an, was mit strukturarmem Futter wie jungem Gras oder hohen Getreidemengen in der Ration nicht möglich wird. Letzteres kann sogar die Darmpassage beschleunigen, die Darmperistaltik verringern und die Darmflora schädigen.

Aber auch zu grobes Strukturfutter wie ligninreiches Stroh verringert die Verdaulichkeit der übrigen Nährstoffe. Anschoppungskoliken drohen, wenn große Mengen Heu zugunsten Stroh eingespart werden und dabei Eiweiß und Spurenelemente für die bakterielle Umsetzung fehlen. Auch Luzerne und Esparsette können die Grasvielfalt von gutem Heu niemals ersetzen.

Der Elektrolytlieferant

Pferde, die ausreichend mit Heu gefüttert werden, verfügen über ein großes Wasser- und Elektrolytreservoir, von dem sie vor allem im Distanzsport oder auf langen Transporten und Turnieraufenthalten profitieren.

Das im allgemeinen kaliumreiche Heu gilt naturheilkundlich gesehen als Basenbildner. Eine rohfaserreiche Fütterung ist für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt von größter Bedeutung und beugt langfristig Verspannungen, Entzündungen, Gelenk- und Verdauungsproblemen, sowie der gefürchteten Hufrehe vor. Das Einspeicheln des Heus im Maul führt zur Sekretion von Magensäften. Dabei wird aus Kochsalz (Natriumchlorid) Salzsäure und Natriumbicarbonat gewonnen. Das Natriumbicarbonat dient der Entsäuerung und Entschlackung des Bindegewebes. Beim Kauvorgang durch den Speichel freigesetzte sogenannte Opiorphine wirken dabei schmerzlindernd.

Mineralstoffe im Heu

Hochwertiges, qualitätvolles Heu ist im allgemeinen so reich an Calcium (5 bis 7 Gramm pro Kilogramm Trockensubstanz) und Phosphor (2 bis 3 Gramm pro Kilogramm Trockensubstanz), dass damit der Nährstoffbedarf des erwachsenen Pferdes an diesen Nährstoffen ohne weiteres gedeckt werden kann.

Der Magnesiumgehalt im Heu kann je nach Vegetationszusammensetzung, Düngung, Pflanzenverfügbarkeit und Bodenaktivität schwanken, liegt aber zwischen 1,5 und 2,9 Gramm pro Kilogramm Trockensubstanz. Eine Deckung des Magnesiumsbedarfs durch eine ausschließliche Heufütterung ist nicht mit Sicherheit gewährleistet.

Spurenelemente im Heu

Der Spurenelementgehalt im Heu ist in den letzten Jahren gesunken, zudem kommt, dass sehr viele Pferdehalter überständiges also nach dem Aussamen geerntetes Heu bevorzugen. Dadurch ergeben sich nur selten Zinkwerte über 20 Milligramm pro Kilogramm Trockensubstanz oder Kupferwerte über 5 mg pro Kilogramm Trockensubstanz. die Manganwerte schwanken extrem stark zwischen 35 Milligramm pro Kilogramm Trockensubstanz (Timothy hay oder Luzerne) und 250 bis sogar 450Milligramm pro Kilogramm Trockensubstanz. Daraus ergibt sich für die Pferdefütterung, in jedem Fall mit einer entsprechenden Mineralisierung zu ergänzen, wenn ein Pferd ausschließlich mit Heu gefüttert wird.

Heuqualität und -bergung

Das im Mai aufschießende Gras sollte als Pferdefuttermittel erst Mitte bzw. Anfang Juni geerntet werden. Es ist am Verblühen und beginnt bereits auszusamen. Der Anteil an Rohfaser ist genügend hoch (mind. 20Prozent) und der Rohproteingehalt hat seit dem Schossen konstant abgenommen. Das Verhältnis Calcium zu Phosphor verschiebt sich zugunsten des Calciums und liegt damit für Pferde besonders günstig. Über die Grassamen ist es reich an essentiellen Omega-3-Fettsäuren.

Vor der Blüte geerntet

Heu, welches für Milchkühe vor der Blüte geerntet wird, ist spurenelementreicher, enthält aber für das Pferd zu wenig Rohfaser und zu viel Protein. Mit der Vegetationsphase steigt der Gehalt an Trockensubstanz im Gras und der Gehalt an Spurenelementen sinkt.

Während der Blüte geerntet

Heu, das während der Blüte geerntet wurde, kann bei empfindlichen Pferden zu allergischen Reaktionen auf die darin befindlichen Blütenpollen führen.

Nach dem Aussamen geerntet

Nach dem Aussamen geerntetes Heu ist mikronährstoffarm, der Gehalt an essentiellen Fettsäuren ist durch den Verlust der Grassamen geringer,  die Verrottung des Grashalms hat bereits begonnen und birgt die Gefahr einer Pilzkontamination vom bodennahen Halm aus. Die durch die Pilzkontamination entstehenden Stoffwechselprodukte, sogeannte Mykotoxine gelten als brandgefährlich für die Gesundheit des Pferdes. Eine "Ad libitum" Fütterung von überständig geerntetem Heu kann sich langfristig als Fehler erweisen.

Die Heubergung

Heu sollte möglichst trocken (Restfeuchte unter 15 Prozent), staubarm, frei von giftigen Unkräutern und weitestgehend frei von schädlichem Keimbefall sein. Das Heu sollte während der Trocknung nicht mehr als einmal beregnet (Staubbildung beim Brechen der Halme durch gehäuftes maschinelles Wenden), sowie trocken eingebracht und gelagert werden (Schimmelallergie bzw. Vergiftungen durch Schimmelbildung im feuchten Milieu).

Die Heutrocknung

Unterschieden wird die Bodentrocknung, so hauptsächlich üblich und arbeitswirtschaftlich günstig, von der Reutertrocknung, bei das gemähte, angetrocknete Gras auf Reuter (Holzständer) gepackt wird, wie man es in alten Heimatfilmen noch sieht. Bei der Unterdachtrocknung wird das Heu in der Tenne nachgetrocknet. Die schonende Einbringung vom losen Heu mit der Hand im Gegensatz zur maschinell betriebenen Bodentrocknung schont das Mähgut. Gräser- und Kräuterblätter werden nicht so stark gebrochen, Grassamen und Blattanteile bleiben dem Heu erhalten und dienen dem Pferd als Nährstoffquelle. Solches Heu gehört heutzutage fast schon der Geschichte an.

Durch das Trocknen wird der Wassergehalt des Heus auf 15 Prozent abgesenkt. Der Trocknungsprozess sollte innerhalb kurzer Zeit erfolgen, damit so wenig Mikroorganismen wie möglich aktiv sind. Eine Trocknung innerhalb von zwei bis drei Tagen ist natürlich wesentlich besser als eine Trockenzeit von ein bis zwei Wochen.

Die Heulagerung

Während der sogenannten Schwitzphase, einem Zeitrahmen von etwa sechs bis acht Wochen tritt die Keimruhe ein. Vorhandene Mikroorganismen verkapseln sich oder sterben ab. Das Heu kann nicht mehr gären und kann dann verfüttert werden. Je stärker das Heu in Ballen gepresst ist, desto länger dauern Trocknung und der Eintritt der Keimruhe.

Probleme durch die Heufütterung

Durch den Trend, Pferden möglichst viel Heu zur freien Verfügung zu stellen, hat sich die Heumenge in manchen Ställen teilweise verdoppelt und Gaben bis zu 1,5 bis 2,5 Kilogramm je 100kg Körpergewicht am Tag sind keine Seltenheit. Der Vorteil der Heufütterung liegt nicht nur in der Beschäftigung des Pferdes sondern auch darin, dass das Pferd durch die Energieversorgung mit Heu einen viel geringeren Kraftfutterbedarf hat.

Gerade Hafer, der bei doch vielen Pferden zu unwillkürlichen Temperamentsausbrüchen führt kann so gut eingespart werden. Ebenso kann auf die Fütterung von stärkelastigen, gerste-, mais-, weizen- oder dinkelreichen Müslis zugunsten der Rohfaser verzichtet werden.

Pferdefütterung mit gutem HeuDurch die heutzutage sehr wechselnden Heuqualitäten besteht jedoch leider die Gefahr, dass aufgrund der höheren Heufütterungsmenge die absolute Menge an mit Schimmelpilzen, Hefen oder Bakterien kontaminiertem Heu zunimmt.

Auch die Belastung an biogenen Aminen kann ansteigen. So kann es durchaus sein, dass durch eine gutgemeinte großzügige Heufütterung Leberprobleme, Kotwasser und Atemwegserkrankungen ausgelöst werden können.

Ist das Heu nicht von absolut einwandfreier Qualität, sollte die Futtermenge auf nur 1 Kilogramm pro 100 Kilogramm Lebendgewicht verringert werden und durch vielleicht vorhandenes hochwertiges Stroh ersetzt werden. Ebenso können Produkte der Warmlufttrocknung eingesetzt werden.

Produkte der Warmlufttrocknung

Eine wetterunabhängige Trocknung von Weidegras zur Vermeidung von Staub, Schimmelbefall, Histaminbelastung und Clostridientoxinen ist die Warmlufttrocknung. Dabei wird das Gras gemäht, geschnitten und schnell bei hohen Temperaturen getrocknet. Aber auch hier gilt: Das Trockengut sollte über 30 cm hoch sein, so dass der Rohfasergehalt für die Pferdefütterung ausreichend ist. Der natürliche Gehalt an Vitamin A bleibt erhalten, während der Vitamin D-Gehalt niedriger liegt als bei Heu, da die Sonneneinstrahlung beim Trockenvorgang entfällt.

Die in den letzten zwanzig Jahren entwickelten Produkte auf dem Markt kann man als verantwortlich dafür sehen, dass sehr viele Pferde mittlerweile ein Methusalem-Alter erreichen konnten.  Aufgrund der Möglichkeit, eingeweichte Heucobs als Raufutterersatz zu füttern, kann der Rohfaserbedarf von sogar zahnlosen Pferden gedeckt werden.

Nachteile der Warmlufttrockenprodukte können höhere Nährstoffwerte im Bereich von Zucker und Eiweiß sein, da die Trocknungsphase rasch erfolgt und für eine weitere "Veratmung" von Kohlenhydraten, verglichen mit der Heubergung, weniger Zeit besteht. Für Sportpferde und Leistungswerte ist dies als Vorteil zu werten. Eine verantwortungsvolle und mit viel Erfahrung ausgestattete Produktion von Warmlufttrockenprodukten ist wichtig, da diese Produkte nicht nur leicht verbrennen können sondern auch die Gefahr besteht, dass das Mähgut vor der Trocknung zu lange lagert und eine Gärung eintreten könnte.

Veränderung des Nährstoffgehalts im Heu

In den letzten Jahren wurde der Fokus der tiermedizinischen Forschung auch auf die im Heu enthaltenen Nährstoffe gelenkt. Dabei stellte sich leider heraus, dass sich vor allem der Gehalt an Spurenelementen im Heu enorm verringert hat. Das liegt u.a. an der Qualität der Düngung und den Methoden der Heubergung. Durch die Fütterung hoher Heu- und geringer Kraftfuttermengen besteht die Gefahr, dass langfristig erhebliche die Gesundheit beeinträchtigende Nährstoffdefizite entstehen. Durch die Fütterung gut gemeinter, großer, relativ nährstoffarmer Heumengen über 15 Kilo pro Pferd und Tag steigt der Spurenelementbedarf rapide an, da dieser über die Trockensubstanzaufnahme berechnet wird.

Durch unterschiedliche Erntemengen und -qualitäten bedingte Engpässe an Heu für die Pferdefütterung werden immer häufiger durch Heulage und Silage ausgeglichen, ein sehr ungünstiger Trend, dem hier ein eigenes Kapitel gewidmet wurde:

Silage - das Unfutter

Neue Gefahr durch kohlenhydratreiche Futtergräser

Die Zusammensetzung unserer Weiden hat sich mittlerweile sehr stark verändert. Die Artenvielfalt aus schmackhaften Gräsern und Kleearten ist robusten und leistungsfähigen Zuchtgräsern wie Weidelgräsern oder Schwingeln gewichen.  Diese beiden Grasarten  gehören zu den weltweit wichtigsten Wirtschaftskreisen.

Eine Besonderheit dieser Hochleistungsgräser ist ihre Resistenz gegenüber Trockenheit, Winterkälte und Nährstoffmangel, die durch unerwünschte Nebenwirkungen erkauft wird.

Zu diesen Nebenwirkungen gehört eine Vergesellschaftung von Rohrschwingel und Deutschem Weidelgras mit sogenannten Endophyten. Diese Pilze gehen mit dem Gras eine Symbiose ein. Sie schützen das Gras durch ihre spezifische Giftwirkung vor Verbiss, was teilweise so weit gehen kann, dass die Weidetiere unfruchtbar werden können.

Weitere durch diese Pilzgifte entstehenden Schäden sind Hufrehe, Hautentzündungen an den hinteren Gliedmaßen, Koliken, Schwellungen an Kopf, Rumpf und Unterbauch bis hin zur Darmlähmung.

Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass nach mehreren trockenen Sommern wie in den Jahren 2018 und 2019 selbst in hervorragend eingebrachtem Heu die mittlerweile schon sehr gut erforschten Gifte zu klassischen Leberbelastungen führen und sich in Form von Kotwasser, Mauke und Raspe u.v.a. Probleme zeigen können.

Als Literatur zu diesem Thema empfehlen wir das Buch "Pferd und Grasland" von Dr Renate Vanselow, erschienen im STARKE PFERDE-Verlag 2019. Hier wird detailliert auf das Thema der Endophytenbelastung eingegangen.

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2011© überarbeitet 2021©

 

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