Zuchtstuten richtig füttern
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Zuchtstuten bedarfsgerecht füttern

Zum Schutz der tragenden Stute und für eine gesunde Entwicklung des Fohlens

Fast kein Züchter ist sich wirklich bewusst, was eine Stute mit der Austragung eines Fohlens in Bezug auf den Nährstofftransfer leistet. Lange, leider viel zu lange, wurde bei der Ernährung der Zuchtstute in der Fachwelt ausschließlich über den Anstieg an Energie sowie über eine Erhöhung des Eiweiß-, Calcium- und Phophorbedarfs gesprochen.

Diese Haltung ist antiquiert und entspricht einer Übertragung des auf die Massentierhaltung ausgerichteten Wissensstandes der frühen 70iger Jahre. Hier wird und wurde die Bedeutung von Eiweiß, Calcium und Phosphor  im Hinblick auf den späteren Einsatz des Pferdes als Sportler im Gegensatz zum reinen Nutztier überschätzt.

Die Ernährung des Fohlens im Mutterleib

Nach der Befruchtung des Eies entwickelt sich innerhalb von 11 Monaten ein Fohlen, das mit seinen 60 Kilogramm aus vorwiegend Knochen, Haut und inneren lebenswichtigen Organen besteht. Zuvor bereits hat sich einiges abgespielt. Die Stute hat vor der Bedeckung durch das Eintreten der Rosse mitgeteilt, dass sich ein befruchtungsfähiges Ei entwickelt hat. Nach der Besamung durch den Hengst und der Befruchtung jenes Eies entwickelt sich ein Fötus und daraus das Fohlen.

In dieser Zeit nimmt eine 600 Kilogramm schwere Stute durchschnittlich 160 Kilogramm zu um kurz vor der Niederkunft immerhin 760 kg zu wiegen.

Die Entstehung dieses neuen Lebens kann die Stute nur ohne Zugriff auf körpereigene Reserven leisten, wenn sie bereits vor und in dieser Zeit bedarfsgerecht gefüttert wird. In der Literatur spricht man davon, dass die Stute bereits vor der Bedeckung '"in einem guten Futterzustand" sein sollte.

Ausprägung der Gene durch Fütterung

Epigenetische Forschungen haben hinreichend bewiesen, dass die Fütterung bereits im Mutterleib zu entsprechender späterer phänotypischer Ausprägung der vorhandenen Gene führt und somit nicht nur die Genetik, sondern unter anderem auch die Fütterung letztendlich die Qualität eines Pferdes entscheidet.

Ein guter Futterzustand heißt also nicht, dass die tragende Stute rund oder sogar dicklich ist, sondern dass sie bereits lange vor der Bedeckung in Hinblick auf die kommende Leistung gefüttert worden ist. War die Stute zuvor im Sport aktiv, hatte sie bereits ein Fohlen oder führt sie ein Fohlen bei Fuß, ist die Fütterung noch bedeutungsvoller. Nährstoffmängel, die durch Stress, Sport und Zucht entstanden sind, sollten bereits vor der Bedeckung ausgeglichen worden sein. Dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Fohlen gesund und ohne Nährstoffmängel, die unter anderem  zu Entwicklungsstörungen des Bewegungsapparates führen, das Licht der Welt erblickt.

Fütterung der Stute vor der Empfängnis

Die Fütterung der güsten Stute sollte sich dem tatsächlichen Energiebedarf angepasst gestalten. Der ist, wenn die Stute nicht geritten wird nicht so hoch, daher muss auf eine ausreichende Zufuhr an Mikronährstoffen gedacht werden. Dabei kommt der Spurenelementfütterung (vor allem Zink, Kupfer, Selen und Mangan) eine besondere Bedeutung während der Empfängnis und zur Stabilisation der Frucht zu. ß-Carotin und Vitamin E müssen ebenso wie die Spurenelemente bereits Monate vor der Bedeckung mindestens bedarfsgerecht gefüttert worden sein. Eine optimale Versorgung mit diesen Stoffen verbessert die Aussichten auf eine Trächtigkeit.

ß-Carotin ist im Zusammenhang mit Zink voraussetzend für die Bildung von Fruchtbarkeitshormonen und die embryonale Entwicklung. Über die Sommermonate bis in den Herbst ist ß-Carotin reichlich in frischem Gras und Heu zu finden. Allerdings wird ß-Carotin während der Lagerung von Heu über den Winter stark abgebaut. Ein ß-Carotin-Mangel kann zu spätem oder schwach ausgeprägtem Rosseverhalten und fehlender Folikelbildung führen. Vitamin E und die essentiellen Fettsäuren haben offensichtlich eine wichtige Funktion in der Steuerung der Keimdrüsen und sind daher unentbehrlich für die Eientwicklung.

Fütterung der tragenden Stute in der frühen Trächtigkeit

Nach der Empfängnis bleibt der Energiebedarf zunächst konstant. Unter Berücksichtigung einer guten Mineralisierung wird die Stute bis zum 7.Monat, zumindest was die Energie betrifft, nach dem Erhaltungsbedarf gefüttert, sofern sie nicht reiterlich belastet wird. Sinnvoll ist die extensive Weidehaltung von Stuten mit der Möglichkeit einer selektiven Grasaufnahme bei gleichzeitiger Zufütterung mikronährstoffreicher Futtermittel. Durch die Grasaufnahme sind der Bedarf an ß-Carotin, und Vitamin E weitestgehend gedeckt. Vitamin D wird vom Körper durch  Sonneneinstrahlung in der Haut selbst gebildet, so dass kein Mangel zu befürchten ist. Ebenso ist in sonnengetrocknetem Heu reichlich Vitamin D vorhanden. Vitamin K wird durch frisches Grün aufgenommen und zusätzlich durch die Darmbakterien synthetisiert.

Ab dem 7. Trächtigkeitsmonat steigt erst der Bedarf an energieliefernden Nährstoffen und Eiweiß. Die Bedarfszahlen für die Zufuhr an Mengenelementen in der Trächtigkeit sind Bedarfstabellen, wie man sie bei Meyer in dem Werk Pferdefütterung, findet, leicht zu entnehmen.

Bedarf der trächtigen Stute an Mengenelementen

Während der frühen Trächtigkeit (4. bis 7. Trächtigkeitsmonat) liegen der Calciumbedarf bei etwa 27, der Phosphorbedarf bei 15 und der Magnesiumbedarf bei 11 Gramm.

Während der späten Trächtigkeit (9. bis 11. Monat) steigt der Bedarf an den für den Knochenaufbau substantiell wichtigen Mengenelementen enorm an. Der  Calciumbedarf liegt nun bei etwa 39 Gramm, der Phosphorbedarf bei 26 und der Magnesiumbedarf bei etwa 13 Gramm.

In der Hochlaktation (2. bis 3. Laktationsmonat) erfährt dieser Bedarf eine nochmalige Steigerung, so daß circa 55 Gramm Calcium, 42 Gramm Phosphor und 19 Gramm Magnesium pro Tag benötigt werden.

Während ein Ausgleich des Calcium und Phosphorbedarfs der Stute durch Weidegang, zusätzliche Heufütterung  und grünmehlhaltige Produkte sogar relativ gut gewährleistet werden kann, können gerade im Bereich des Mengenelements Magnesium Mängel auftreten,  die einen nicht zu unterschätzen Einfluss  auf die Knochensubstanz haben.

Bedarf der trächtigen Stute an Spurenelementen

Das Errechnen des Spurenelementbedarfs gestaltet sich schwieriger und erfolgt zum Beispiel über das Stutengewicht. Hierzu ist notwendig, die Entwicklung des Gewichts einer Stute im letzten Trächtigkeitsdrittel zu kennen. Eine 600 Kilogramm schwere Stute nimmt bis zum Ende der Trächtigkeit etwa 160 Kilogramm zu und wiegt somit  kurz vor der Geburt 760 Kilogramm. Damit erhöht sich zum Beispiel ihr Kupferbedarf rein rechnerisch von zunächst 90 bis 120 Milligramm  auf 114 bis 154 Milligramm. Ihr Zinkbedarf steigt von 540 Milligramm am Anfang der Trächtigkeit auf 680 Milligramm pro Tag. Der Bedarf an Vitamin E steigt auf 100 bis 200 Milligramm pro 100 Kilo Körpermasse, das heißt von 600 bis 1200 auf 760 bis 1500 Milligramm. Allerdings ist der Bedarf bei Zufuhr von natürlichem Vitamin E geringer als bei der Zufuhr von synthetischem Vitamin E. Eine besondere Bedeutung hat Kupfer in der Trächtigkeit. Die Stute sollte ausreichend mit Kupfer versorgt werden, da das Fohlen  bereits  als Fötus  Kupferreserven in der Leber anlegt, da die Stutenmilch sehr arm an Kupfer ist.

 

Trächtigkeit ist Hochleistung

Die hochträchtige Stute (8. bis 9. Monat) freut sich über ganztägigen Weidegang und verträgt diesen besser als jedes andere Pferd. Auch wenn Sie am Abend in den Stall zurückkehrt, ist ihr Hunger ungestillt und sie ist durchaus in der Lage neben dem Kraftfutter auch über Nacht noch ordentlich Heu und Stroh zu fressen. Am Ende der Trächtigkeit liegt ihr Energiebedarf bei 100 MJ am Tag, das sind 23.000 kcal und entspricht dem Energiebedarf zehn junger Frauen.  

Dieser Energiebedarf steigt während der Laktation weiter und erreicht seinen Höhepunkt in der 10. bis 12. Laktationswoche mit 140 MJ am Tag. Hier liegt ein häufiges Problem der Stutenfütterung, da dieser Hochleistungsphase nicht immer durch ausreichende Nährstoffzufuhr Genüge geleistet wird. Eine Kraftfutterzufütterung ist wichtig, da die Trockensubstanzaufnahme begrenzt ist.

Die Eiweißfütterung hochwertig gestalten

Der Eiweißbedarf der Stute steigt Literaturangaben zu Folge auf über ein Kilogramm pro Tag. Das entspricht einer täglichen reinen Stickstoffzufuhr von 160g. Diese großen Anflutungen an Stickstoff müssen über die enzymatische Bildung von Harnstoff in der Leber und die spätere Ausscheidung über die Niere entgiftet werden.

Da die Entgiftung von Stickstoff eine große Arbeitsleistung für die inneren Organe darstellt und zu Leber- und Verdauungsproblemen führen kann, sollte prinzipiell darüber nachgedacht werden, bei der Fütterung auf Eiweiß mit einer hohen biologischen Wertigkeit geachtet werden (Bierhefe, Extraktionsschrote, Ergänzungsfuttermittel mit hohem Lysin und Methioningehalt). Vorausgesetzt, dass die Spurenelementversorgung stimmt, können zusätzliche Eiweißfütterungen eingespart und der Stoffwechsel der tragenden Stute geschont werden.

Fütterung am Tag der Niederkunft

Magnesium- und Selengaben beugen frühzeitigen Wehen vor. Mängel im Bereich von Magnesium können zu Herzproblemen führen, die sich in vier angelaufenen Beinen zeigen. Der Bedarf an Magnesium muss auch im Sinne der Knochengesundheit (Knochenelastizität) von Stute und Fohlen gedeckt sein. Anstrengende Geburten können den Magnesiumbedarf zusätzlich erhöhen und die verfügbaren Magnesiumreserven aus den mütterlichen Knochen aufbrauchen. Daher ist die Gabe von Magnesiumpräparaten in den letzten zwei Monaten nicht nur sehr empfehlenswert sondern auch eine Prävention gegen frühzeitige Wehen oder Herzschäden beim Fohlen.

Mit einer hochwertigen Vitaminversorgung, vor allem der wichtigen B-Vitaminen im letzten Monat der Trächtigkeit,  kann gewährleistet werden, dass auch das Nervenkostüm des Fohlens bereits zum Zeitpunkt der Geburt positive Entwicklungen zeigen kann.

Die beste Milch für das Fohlen - hier gehts zur Fütterung in der Laktation!

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2011 überarbeitet 2023©

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