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Die lebenswichtige Bedeutung von Jod

Das Spurenelement Jod ist leider unterschätzt. Ganz besonders, was seine Bedeutung für den Stoffwechsel und die Gedächtnisleistung betrifft. Ein Blick auf die Wirkung von Jod im menschlichen Körper lässt uns staunen.

Allgemein jedoch bekannt ist seine Beteiligung am Aufbau der Schilddrüsenhormone Thyroxin (Tetrajodthyronin T4) mit vier Jodmolekülen und Trijodthyronin (T3) mit drei Jodmolekülen in der Schilddrüse, der größten Hormondrüse im menschlichen Körper.

Durch die Schilddrüsenhormone werden verschiedene Stoffwechselprozesse erst ermöglicht und angeregt. Dazu gehören das allgemeine Wachstum und die Entwicklung, aber auch die  Reifung von Gehirn und Knochen, zum Beispiel durch die Produktion des Wachstumshormons STH (Somatotropin).

Für die embryonale Gehirnentwicklung ist Jod daher als Baustein unentbehrlich. Die Frage, die sich zwangsläufig aufwirft ist: Welche Bedeutung haben die Schilddrüsenhormome im Rahmen degenerativer Gehirnerkrankungen und bei kognitivem Abbau im Alter?

Aktivitätssteigerung in den Zellen

Die meisten Gewebe (bis auf das Gehirn) sprechen auf T3 mit einer Stimulation der Proteinsynthese in den Zellen an.

Das Schilddrüsenhormon Trijodthyronin T3 führt zu einer Steigerung der Aktivität der Mitochondrien und dadurch zu einer Erhöhung des Sauerstoffverbrauchs und der Wärmeproduktion.

Der Grundumsatz der Zelle steigt. Damit verbunden ist auch eine Beschleunigung der Freisetzung von Zucker und damit Erhöhung des Blutzuckerspiegels. So wirkt T3 dem Hormon Insulin entgegen. Im gleichen Atemzug wird die Aufnahme von Glukose im Darm angeregt. Ein Seiteneffekt ist die Erhöhung der Eiweißsynthese.

Gleichzeitig wird die Lipolyse (der Fettabbau) aktiviert und es kommt zu einem Anstieg an freien Fettsäuren im Blut.  Der Cholesterinstoffwechsel ist davon ebenso betroffen. Umsatz, Synthese und Abbau von Cholesterin werden angeregt.

Durch die Anheizung von Adrenalin unterstützt Jod die ausreichende Bildung von Steroidhormonen wie Testosteron, Östrogen und Progesteron und nimmt so Einfluss auf Sexualität und Fruchtbarkeit.

Der Einfluss von Jod über T3 greift auf das Immunsystem zu, die Kontraktionsfähigkeit der Herzzellen und die Herzfrequenz. Die Muskelentwicklung durch glykolytische Typ 2 - Muskelfasern nimmt zu.

Durch die Stimulation der Magensäurebildung und der Motilität der glatten Darmwandmuskulatur liegt nahe, dass Jod einen Magenschutz darstellen könnte und positiv in die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut eingreift.

T3 kann einen Einfluss auf das Blutvolumen haben, indem es die Filtrationsrate der Nieren fördert und die Natriumrückresorption und Kaliumausscheidung steigert.

Der Einfluss von Jod auf die Leistungsfähigkeit könnte vor allem im Alter oder bei veganer oder vegetarischer Lebensweise eine sehr große Rolle spielen, wenn die Jodzufuhr durch Nahrungsmittel sinkt.

Aufteilung des Gesamtjodbedarfs im Körper

Auch wenn die Aktivität von Jod vor allem in der Schilddrüse nachgewiesen werden kann, wird hier nur die Hälfte des benötigten Jods verwendet. Die andere Hälfte wird direkt über ein Transportprotein, den Natrium-Iodid-Symporter (NIS), durch die Zellmembran in die Zelle geschleusst.

Besonders reich an Jodaktivität sind daher auch die Eierstöcke und Eileiter, sowie die Brustdrüsen. Auch in der Haut, den Tränen- und Speicheldrüsen, dem Magen-Darm-Trakt, der Prostata und den Nieren besteht eine erhöhte Jodaktivität. Für die Liquorproduktion des Gehirns, die Augen, die Thymusdrüse und die Blutzellen besteht also ein erhöhter Jodbedarf im Vergleich zu anderen Geweben.

Jodzufuhr durch pflanzliche und tierische Lebensmittel

Leider ist der Jodgehalt von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vom Jodgehalt des  Bodens und des Trinkwassers abhängig und es besteht in Deutschland ein deutliches Nord-Süd-Gefälle.

Der tägliche Bedarf an Jod eines erwachsenen Menschen liegt bei 180 µg am Tag und wird durch die schwankenden Lebensmittelgehalte nicht wirklich gedeckt. Betroffen sind auch Schwangere (230 µg Jod am Tag) und Stillende (260 µg Jod am Tag).

Jodreich sind Seefische, Meerestiere und Algen. Der Jodgehalt von Innereien, Milch und Eiern ist abhängig von der Mineralisierung der jeweiligen Nutztiere.

Die unsichere Jodversorgungslage in Deutschland zeigt sich bei 30% der Erwachsenen und 44% der Kinder. Dabei ist die Verwendung von Jodsalz durch die Lebensmittelindustrie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Das vom Arzt bei Schilddrüsenschwäche oder -verlust verschriebene L-Thyroxin (T4) enthält 65% Jod und geht so in die Nährstoffberechnung ein.

Wichtig zu wissen ist die zusätzliche Bedeutung von Selen und Mangan an der Produktion der Schilddrüsenhormone und der Umwandlung von T4 in das wirksamere T3.

 

Jodgehalt einiger ausgesuchter Lebensmittel

Dass es nicht ganz so einfach ist, den täglichen Jodbedarf zu decken kann man beispielhaft am Jodgehalt einiger Nahrungsmittel zeigen:

Schellfisch enthält 240 µg/ 100g. Wenn man wirklich mal in den Genuß dieses wunderbaren Fisches kommt werden mit Sicherheit 200 bis 300 Gramm verzehrt und liefern 750µg Jod. Da man das aber nicht jede Woche macht ist das eine große Ausnahmen. Ebenso verhält sich das mit Seelachs (200µg/ 100g) und Garnelen (130µg/100g).  Der günstigerer Kabeljau liefert nur noch 90µg Jod /100g.

Für Vegetarier wird es schon schwieriger, Hartkäse liefert je nach Mineralisierung der Nutztiere 40 bis 80µg/ 100g. Damit wird der Tagesbedarf nicht gedeckt. Milch- und Milchprodukte (ebenso Eier)  liegen nur noch bei 10 bis 15µg / 100g. Dann sollten täglich schon 1 Liter Milch verzehrt werden um annähernd den täglichen Bedarf an Jod zu decken.

Veganer müssen sich mit Brokkoli oder Spinat mit 12 bis 15µg/100g zufrieden geben. Hier muss langfristig über den Verzehr von Algen oder Nahrungsergänzungsmittel nachgedacht werden.

Unser tägliches Brot liegt bei nur 6 bis 8µg/100g. Keine wirklich relevante Jodquelle.

 

Jodmangelanzeichen

Eine unzureichende Versorgung mit Jod führt zu einer geringen Konzentration an Schilddrüsenhormonen. Ein Ausgleich erfolgt auf Dauer durch ein kompensatorisches Wachstum des Schilddrüsengewebes. Der Schilddrüsenumfang nimmt zu und es kann ein Kropf entstehen.

Bei stärkerer Unterfunktion der Schilddrüse können Antriebslosigkeit, Müdigkeit oder Gewichtszunahme oder Darmträgheit beobachtet werden. Typisch ist auch die Kälteempfindlichkeit.

Eine unzureichende Versorgung mit Jod in der Schwangerschaft ist mit einem hohen Risiko für Entwicklungsstörungen des Kindes, vor allem im kognitiven Bereich verbunden.

Durch die Bedeutung von Jod in der Zelle (siehe oben) sollte nicht unberücksichtigt bleiben, dass mögliche Nährstoffmängel nicht nur zu schilddrüsenabhängigen Problemen sondern auch möglichen Vitalitätsverlusten im Rahme der Drüsengewebe, der weiblichen Geschlechtsorgane, des Magen-Darm-Trakts und der Prostata etc. führen könnten.

Wann wird zuviel Jod aufgenommen?

Die Zufuhr von Jod gestaltet sich tolerant. Eine längere Aufnahme von mehr als 500 µg Jod/ Tag sollte vermieden werden.

Anzeichen für eine Jodüberdosierung sind Brennen und Schmerzen im Mund, vermehrter Speichelfluss oder Magen- und Kopfschmerzen.

Die Aufnahme von Jod wird durch Glukosinolate (Senföle, Kohl) und Trinkwasser mit zu hohem Härtegrad gebremst.

 

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Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2024©

 

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