Calcium - macht die Knochen hart
Calciumversorgung beim Pferd gesichert
Calcium ist mit Sicherheit einer der schon am längsten für die Ernährung bekannte Mineralstoff. Als Strukturelement von Knochen und Zähnen ist er für die Stabilisation des Körpers von großer Bedeutung. 99 Prozent des Calciums werden vor allem in den Knochen in Form von Calciumphosphat gespeichert. Daher kann man Calcium nicht losgelöst von Phosphor betrachten.
Der Stoffwechsel von Calcium und Phosphor ist eng miteinander verknüpft. So besteht der gesamte Mineralstoffgehalt des Pferdes zu über 70 Prozent aus Calcium und Phosphor.
Speicherung von Calcium in den Knochen
Nur ein kleiner Teil des Calciums liegt gelöst in Blut und Gewebe vor, hat aber dort wesentliche Aufgaben für die Kontraktionen der glatten und gestreiften Muskulatur, den Stofftransport und die Blutgerinnung. Calcium ist zudem Bestandteil zahlreicher Enzyme. Zwischen dem eingelagerten und dem gelösten Calcium findet ein reger Austausch statt, der hormonell geregelt wird.
Hormone bestimmen den Blutcalciumspiegel
Der Calcium- sowie der Phosphorspiegel werden – im Gegensatz zu den anderen Mineralstoffen und Vitaminen - durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Hormone gesteuert. Daher kann man aus dem Blut nicht zwingend herauslesen, ob die Calciumversorgung gesichert ist, da der Körper den Gehalt im Blut empfindlich steuert.
Bei einer Calcium-Unterversorgung wird durch das von der Nebenschilddrüse produzierte Parathormon der Calcium-Spiegel im Blut wieder auf das normale Niveau angehoben, indem das in den Knochen gebundene Calcium mobilisiert wird. Ist der Calciumspiegel zu hoch, sorgt das in der Schilddrüse gebildete Hormon Calcitonin für eine Hemmung der Calciumfreisetzung in den Knochen und erhöht die Calcium-Ausscheidung über die Niere.
Wichtig zu wissen!
Da der Calcium-Spiegel hormonell geregelt wird, gibt er im Rahmen einer Blutanalyse keine Information über den Futterzustand des Pferdes. Erhöhte Calciumspiegel weisen eher auf Nierenprobleme und Tumore hin als auf eine Calciumüberfütterung. Ein niedriger Calciumspiegel deutet auf Schilddrüsenprobleme oder Hormongaben hin und hat nur wenig mit einer zu niedrigen Calciumzufuhr über die Fütterung zu tun.
Verhältnis für den Einbau entscheidend
Das Verhältnis von Calcium zu Phosphor von 1,5:1 bis 2:1 in der Gesamtration wirkt sich positiv auf die Verwertbarkeit von Calcium und auch Phosphor aus, indem es sowohl die Aufnahme als auch den Einbau in den Knochen begünstigt. Wesentlich für den Knochenaufbau sind jedoch auch Magnesium, Vitamin D und Vitamin K, die den Einbau von Calcium in das Skelett begünstigen.
Vitamin D wird im Normalfall mit Hilfe des Sonnenlichts vom Pferd selbst synthetisiert und erlangte gerade in letzter Zeit immer mehr Bedeutung. Weidegang verbessert die Knochendichte durch die Aufnahme von Vitamin K aus grünem Gras sowie den damit aufgenommenen Omega-3-Fettsäuren. Regelmäßige Bewegung fördert den Einbau von Calcium in die Knochen und stärkt dadurch das gesamte Skelett. Pferde, die zum Stehen verdammt sind, neigen zu Entkalzifizierung der Knochen.
Krankhafte Verknöcherungen durch Calciumablagerungen
Zu nicht gewollten, also krankhaften Calciumeinlagerungen (Verknöcherungen) kommt es, wenn ein chronischer Entzündungsprozess an den Übergängen der Band- und Sehnenstrukturen zum Knochen stattgefunden hat.
Der Körper reagiert auf die Entzündungen mit Verknöcherungen (Schale, Arthrose, Hufbeinverknöcherung, Spat oder Kissing Spines), um dem Körper genau an diesen überbelasteten Stellen mehr Stabilität zu verschaffen. Fehlerhafte Kalzifizierungen werden durch den Mangel an Magnesium und u.a. auch Mangan getriggert.
Resorption von Calcium in der täglichen Fütterung
Der Calciumbedarf eines Pferdes liegt bei etwa 25 bis 35 Gramm am Tag und wird durch eine bedarfsgerechte Heufütterung (1 Kilogramm Heu enthält etwa 3 bis 5 Gramm Calcium) gedeckt. Besonders calciumreich sind klee- und kräuterreiche Heuarten, die bis zu 10 Gramm Calcium pro Kilogramm enthalten. Auch Rübenschnitzel verfügen über ausreichend Calcium (5 Gramm pro Kilogramm).
Die Resorption von Calcium erfolgt im vorderen Dünndarm. Durch eine hohe Calciumzufuhr wird auch mehr Calcium resorbiert. Überschüssiges Calcium wird über die Niere ausgeschieden.
Getreide ist arm an Calcium (Hafer enthält nur etwa 1 Gramm Calcium pro Kilogramm), aber reich an Phosphor. So kann in besonders getreidereichen aber heuarmen Rationen (mehr als 5 Kilo Hafer und nur 5 kg Heu am Tag) zu einem Phosphorüberhang kommen.
Phosphor wird im Gegensatz zu Calcium vor allem im Dickdarm resorbiert. Aufgrund der unterschiedlichen Resorptionsorte im Verdauungstrakt wirkt sich daher nur ein Phosphorüberschuss nachteilig auf die Calciumverwertung aus, nicht aber ein Calciumüberschuß auf die Phophorverwertung.
Früherer hohe Getreidegaben wurden daher durch Futterkalk ausgeglichen. Davon sind wir heutzutage weit entfernt! Durch die angestrebte raufutterreiche Fütterung muss sogar die Mineralisierung mit anorganischen Calciumverbindungen angezweifelt werden. Denn ein Überschuss an anorganischem Calcium schränkt nicht nur die Resorption der Spurenelemente wie Mangan, Zink, Eisen, Kupfer, Chrom und Flour ein, sondern wird schlichtweg wieder ausgeschieden. Ein Überhang an Calcium kann einen Magnesiummangel provozieren, aber auch den Vitamin K-Status verschlechtern.
Sinnvoll ist die Fütterung mit organisch gebundenem Calcium, da es eine höhere Verwertbarkeit besitzt als Carbonat-, Phophat- oder Sulfat-Verbinundungen (E. u. N. Schmidt, Leitfaden der Mikrobiologie, 2004).
Besonders Calciumgluconat wird hervorragend resorbiert, da es unabhängig von Magensäure aufgenommen wird. Es wird daher auch in der Therapie hypocalcämischer Zustände eingesetzt, bei Osteoporose und Osteomalazie.
Situationen eines erhöhten Calciumbedarfs
Bei tragenden und laktierenden Warmblutstuten steigt der Calciumbedarf auf 40 Gramm pro Tag und erreicht in der Hochlaktation (10. bis 12. Woche nach der Fohlengeburt) mit bis zu 60 Gramm pro Tag ein Bedarfsmaximum, was die Fütterung calciumreicher Mineralfutter notwendig machen könnte, wenn die Heuqualität oder -quantität gering wären.
Eine Stute in der Hochlaktation frisst am Tag durchaus 15 kg Heu mit einem Gehalt von 5 Gramm Calcium je Kilogramm womit der Bedarf von 60 Gramm durch aus leicht gedeckt wäre.
Heranwachsende Pferde haben den gleichen Calciumbedarf wie arbeitende Großpferde.
Da jedoch auch der Bedarf an Magnesium und Spurenelementen in der Phase von Trächtigkeit, Laktation und Aufzucht enorm erhöht ist, ist die Deckung dieses Nährstoffbedarfs allgemein wesentlich schwieriger und macht überhöhte bzw. anorganische Calciumgaben, die die Resorption von Magnesium und Spurenelementen einschränken fraglich.
Calciumüberhänge durch Ergänzungs- und Mineralfutter
Heutzutage sind den klassischen Müsli- oder Pelletfuttern meist zusätzlich Calciumverbindungen beigefügt. Der prozentuale Calciumgehalt eines Futters steht auf dem Sackanhänger oder in der Futterdeklaration. Hier sind 0,8 bis 1% durchaus üblich und entsprechen 8 bis 10g pro Kilo Futter. Bei den meisten Kraft- als auch Mineralfuttern werden ausschließlich anorganische Calciumverbindungen eingesetzt, deren Resorption nicht nur gering, sondern auch prinzipiell sehr fraglich ist.
Überhöhte Calciumgaben belasten die Nieren (Gefahr der Bildung von Nierensteinen) und senken die Aufnahme der Spurenelemente Zink, Kupfer und Mangan. So kann sich ein Sekundärer Spurenelementmangel entwickeln. Eine Calcium-Überversorgung setzt auch die Verdaulichkeit der Fette herab.
Unsere Fütterungsempfehlung zum Thema: Knochen und Zähne stark füttern
Speicherung und Mangel
Die Speichermöglichkeit für Calcium im Körper ist hoch, so dass in Zeiten mangelnder Zufuhr die Calciumreserven aus dem Skelett mobilisiert werden können. Ein lange währender einseitiger Calciummangel führt zu einen Phosphorüberschuss, das Calcium-Phosphor-Verhältnis wird zu eng und der Knochen entmineralisiert.
Bei wachsenden Fohlen kann so ein Calcium-Mangel (durch zu hohe Getreidemengen in Relation zu Raufuttermengen) die Knochenfestigkeit beeinträchtigen, zu Überbeinen, Fehlstellungen und Verbiegungen der Gliedmaßen kommen. Calciumdefizite können zu Muskelzittern und steifem Gang führen.
Mängel können durch die Bildung schwerlöslicher Calciumverbindungen entstehen. Die vor allem in den Randschichten von Getreide vorkommende Phytinsäure bildet mit Calcium schwerlösliche Calcium-Phytate. Diese Gefahr besteht aussschließlich durch starke Getreideüberhänge und eine mangelnde Raufutterversorgung. Calciumverbindungen in Verbindung mit Schwefel können zur Ausfällung von Calciumsulfat (Gips) führen.
Fazit
In der Pferdefütterung wird oft geraten, insbesondere zur Erhaltung eines optimalen Calcium-Phosphor-Verhältnisses, die tägliche Ration mit einem calciumreichen Mineralfutter zu ergänzen. Das sollte grundsätzlich im Rahmen der Gesamtfutterration überprüft werden. Insbesondere bei vorwiegend mit Raufutter gefütterten Pferden, die nicht in der Zucht eingesetzt oder im Wachstum sind, kann sich ein Überangebot an Calcium als kontraproduktiv erweisen.