Foto: ©Sirid Hahn-stock.adobe.com

Zuchtstuten füttern

Die Reitpferdezucht hat sich in den letzten 20 Jahren enorm verändert. Es sind moderne Sportpferde entstanden, die in Bezug auf Rittigkeit, Bewegungsstärke und Springvermögen keine Wünsche offen lassen. Dass damit auch Veränderungen im Bereich der körperlichen Gewebe und damit auch des Nährstoffbedarfs einhergehen, ist vielen Züchtern entgangen.

Damit ein Pferd, mit einem solch hervorragenden genetischen Potenzial auch die Chance auf ein gesundes Leben hat, ist bereits vor der Empfängnis, während der Trächtigkeit und schließlich in der Laktaion auf eine gute Nährstoffversorgung zu achten.

Fütterung der Stute vor der Empfängnis

Die Fütterung der güsten Stute muss dem tatsächlichen Energiebedarf angepasst werden. Der ist relativ niedrig, wenn die Stute nicht geritten wird. Daher muss um so mehr auf die ausreichende Zufuhr an Mikronährstoffen gedacht werden.

Dabei kommt der Spurenelementfütterung (vor allem Zink, Kupfer, Selen und Mangan) eine besondere Bedeutung während der Empfängnis und zur Stabilisation der Frucht zu. ß-Carotin und Vitamin E müssen ebenso wie die Spurenelemente bereits Monate vor der Bedeckung mindestens bedarfsgerecht gefüttert worden sein. Eine optimale Versorgung mit diesen Stoffen verbessert die Aussichten auf eine Trächtigkeit.

ß-Carotin ist im Zusammenhang mit Zink voraussetzend für die Bildung von Fruchtbarkeitshormonen und die embryonale Entwicklung.

Über die Sommermonate bis in den Herbst ist ß-Carotin reichlich in frischem Gras und Heu zu erwarten. ß-Carotin wird während der Lagerung von Heu über den Winter stark abgebaut.

Ein ß-Carotin-Mangel kann zu spätem oder schwach ausgeprägtem Rosseverhalten und fehlender Folikelbildung führen. Daher könnte eine Vitaminisierung in diese Richtung Sinn machen. Die natürliche Versorgung mit ß-Carotin erfolgt über Karotten. Vitamin E und die essentiellen Fettsäuren haben offensichtlich eine wichtige Funktion in der Steuerung der Keimdrüsen und sind daher unentbehrlich für die Eientwicklung. Die natürliche Zufuhr von Vitamin E gestaltet sich schwerer.

Unser Vorschlag zur Fütterung der Stute vor der Empfängnis:

Nr. 4 Goldwert 2 bis 3 Messlöffel (30 bis 45g)

Nr. 7 Jungbrunnen 2 Messlöffel (30 g) zur Sicherung der Magnesium- und Vitamin E-Versorgung, reich an Nachtkerzenöl

Nr. 17 Feuerstrahl  2  MesslöffelL (ca. 30g) u.a. zur Sicherung der Vitamin A -Versorgung

Zinkurasan vet 1 bis 2 Messlöffel (15 bis 30g) bei nachgewiesenen Zinkmangel, der sich direkt auf die Fruchtbarkeit aus wirken kann.

 

Fütterung der Stute in der frühen Trächtigkeit

Nach der Empfängnis bleibt der Energiebedarf zunächst konstant. Unter Berücksichtigung einer guten Mineralisierung wird die Stute bis zum 6.Monat, zumindest was die Energie betrifft, nach dem Erhaltungsbedarf gefüttert, sofern sie nicht reiterlich belastet wird. Sinnvoll ist die extensive Weidehaltung von Stuten mit der Möglichkeit einer selektiven Grasaufnahme bei gleichzeitiger Zufütterung mikronährstoffreicher Futtermittel. Durch die Grasaufnahme sind der Bedarf an ß-Carotin, Vitamin D, Vitamin K und Vitamin E weitestgehend gedeckt. Vitamin D wird vom Körper durch Sonneneinstrahlung in der Haut selbst gebildet, so dass kein Mangel zu befürchten ist. Ebenso ist in sonnengetrocknetem Heu reichlich Vitamin D vorhanden. Vitamin K wird durch frisches Grün aufgenommen und zusätzlich durch die Darmbakterien synthetisiert.

Ab dem 7.Trächtigkeitsmonat steigt erst der Bedarf an energieliefernden Nährstoffen und Eiweiß.

Unser Vorschlag für die Fütterung der Stute nach der Bedeckung bis zum 7. Trächtigkeitsmonat:

Moderate Fütterung, Fütterung im Erhaltungsmodus, dazu:

Nr. 4 Goldwert 2 Meßlöffel (ca. 30g)

Ab dem 7. Trächtigkeitsmonat steigt der Energiebedarf an, ebenso der Mineral- und Mikronährstoffbedarf. Das Fohlen hat 20% des Geburtgewichts von ca. 60kg erreicht, also 12kg.

Unser Vorschlag für die Fütterung der Stute ab dem 7. Trächtigkeitsmonat:

Erhöhung der Kraftfuttermenge auf ca. 1 bis 3 kg Hafer am Tag, dazu
Nr. 4 Goldwert 4 Messlöffel (60g)
Mg Magnesium 3 Messlöffel (45g)

oder Nr. 21 Beinhart 3 ML (45g) mit Mg Magnesium 2 Messlöffel (30g)

Ab dem 9. Trächtigkeitsmonat steigen sowohl der Energie- als auch der Mineralstoffbedarf drastisch an. Hafer und Heu sollten von nun reichlich und von guter Qualität gefüttert werden (kein überständiges Heu, keine Silage, keine Heulage). Koppelgang mit reichlich Aufnahme von frischem Gras ist obligat.

 

Trächtigkeit ist Hochleistung

Die hochträchtige Stute (8. bis 9. Monat) freut sich über ganztägigen Weidegang und verträgt diesen besser als jedes andere Pferd. Auch wenn Sie am Abend in den Stall zurückkehrt, ist ihr Hunger ungestillt und sie ist durchaus in der Lage neben dem Kraftfutter auch über Nacht noch ordentlich Heu und Stroh zu fressen. Am Ende der Trächtigkeit liegt ihr Energiebedarf bei 100 MJ am Tag, das sind 23.000 kcal und entspricht dem Energiebedarf zehn junger Frauen.  

Dieser Energiebedarf steigt während der Laktation weiter und erreicht seinen Höhepunkt in der 10. bis 12. Laktationswoche mit 140 MJ am Tag. Hier liegt ein häufiges Problem der Stutenfütterung, da dieser Hochleistungsphase nicht immer durch ausreichende Nährstoffzufuhr Genüge geleistet wird. Eine Kraftfutterzufütterung ist wichtig, da die Trockensubstanzaufnahme begrenzt ist.

 

Die Fütterung ab dem 9. Trächtigkeitsmonat

Während der frühen Trächtigkeit (4. bis 7. Trächtigkeitsmonat) liegen der Calciumbedarf bei etwa 27, der Phosphorbedarf bei 15 und der Magnesiumbedarf bei 11 Gramm.

Während der späten Trächtigkeit (9. bis 11. Trächtigkeitsmonat) steigt der Bedarf an den für den Knochenaufbau substantiell wichtigen Mengenelementen enorm an. Der Calciumbedarf liegt nun bei etwa 39 Gramm, der Phosphorbedarf bei 26 und der Magnesiumbedarf bei etwa 13 Gramm.

In der Hochlaktation (2. bis 3. Laktationsmonat) erfährt dieser Bedarf eine nochmalige Steigerung, so daß circa 55 Gramm Calcium, 42 Gramm Phosphor und 19 Gramm Magnesium pro Tag benötigt werden.

Die Bedarfszahlen für die Zufuhr an Mengenelementen in der Trächtigkeit sind Bedarfstabellen, wie man sie bei Meyer in dem Werk Pferdefütterung, findet, leicht zu entnehmen.

 

Optimale Spurenelementfütterung beachten

Das Errechnen des Spurenelementbedarfs gestaltet sich schwieriger und erfolgt über das Stutengewicht. Hierzu ist notwendig, die Entwicklung des Gewichts einer Stute im letzten Trächtigkeitsdrittel zu kennen. Eine 600 Kilogramm schwere Stute nimmt bis zum Ende der Trächtigkeit etwa 160 Kilogramm zu und wiegt somit  kurz vor der Geburt 760 Kilogramm. Damit erhöht sich zum Beispiel ihr Kupferbedarf rein rechnerisch von zunächst 90 bis 120 Milligramm  auf 114 bis 154 Milligramm. Ihr Zinkbedarf steigt von 540 Milligramm am Anfang der Trächtigkeit auf 680 Milligramm pro Tag. Der Bedarf an Vitamin E steigt auf 100 bis 200 Milligramm pro 100 Kilo Körpermasse, das heißt von 600 bis 1200 auf 760 bis 1500 Milligramm. Allerdings ist der Bedarf bei Zufuhr von natürlichem Vitamin E geringer als bei der Zufuhr von synthetischem Vitamin E.

Veränderung des Bedarfs an den Spurenelementen Zink, Kupfer, Selen und Bedarf nach Prof. Meyer ("Pferdefütterung"), basierend auf der Zunahme an Körpergewicht der trächtigen Stute vom 6. bis 11. Trächtigkeitsmonat.

 

Vorschlag zur Fütterung der Zuchtstute ab dem 9. Trächtigkeitsmonat


2 bis 4 kg Hafer (abhängig von der Rasse, Größe etc.)

Heu ad libitum (Schnitt nach der Blüte, kein überständiges Heu)
 

Nr. 4 Goldwert 4 Messlöffel (= ca. 60g) zusammen mit Mg Magnesium drei Messlöffel (= 45g) oder Nr. 21 Beinhart 3 Messlöffel (= ca. 45g) zusammen mit Mg Magnesium 2 Meßlöffel (= 30g).

Nr. 17 Feuerstrahl 1 bis 2 Meßlöffel (20 bis 40g) ab dem 10. Trächtigkeitsmonat (die besondere Versorgung mit Vitamin B fügt zu einem ausgewogenen Vitaminhaushalt des Fohlens schon vor der Geburt). Eine bedarfsgerechte Vitamin B -Versorgung ist der Studienlage zu folge ausschlaggebend für die spätere Nervenstärke des Fohlens.

 

Fütterung am Tag der Niederkunft

Magnesium-, Mangan- und Selengaben beugen frühzeitigen Wehen vor. Mängel im Bereich von Magnesium können zu Herzproblemen sowohl der Mutter als auch des ungeborenen Fohlens führen. Der Bedarf an Magnesium muss auch im Sinne der Knochengesundheit (Knochenelastizität) von Stute und Fohlen gedeckt sein. Anstrengende Geburten können den Magnesiumbedarf zusätzlich erhöhen und die verfügbaren Magnesiumreserven aus den mütterlichen Knochen aufbrauchen. Daher ist die Gabe von Magnesiumpräparaten in den letzten zwei Monaten nicht zu unterschätzen. Manganmängel können bei Stuten zur gefürchteten Trächtigkeitsrehe führen (Nr. 19 Mordskerl mit Mn Mangan haben sich hier schon mehrfach bewährt).

Die oben empfohlenen Mineralzufuhrvorschläge decken den Nährstoffbedarf der hochträchtigen Stute sehr gut ab. Daher sind etwaige Nährstoffmängel die zu typischen Problemen führen wie Nachgeburtsverhalten, Hufrehe, Herz-Kreislauf-Probleme etc. nicht zu erwarten.

Unser Vorschlag zur Fütterung der trächtigen Stute kurz vor der Niederkunft:
Die Stute verliert leicht an Appetit, die Fütterung mit leichtverdaulichen Komponenten ist vorzuziehen (Kristall Mash). Zur Vorbeugung vorzeitiger Wehen ist nochmals an die Magnesiumversorgung zu denken!

2 bis 4 kg Hafer (abhängig von der Rasse, Größe etc.)

Nr. 4 Goldwert 4 Messlöffel (= ca. 60g)
Nr. 7 Jungbrunnen 2 Messlöffel (= ca. 30g), wenn nicht vorher reichlich Magnesium gefüttert worden ist
oder Nr. 21 Beinhart 3 bis 4 Messlöffel (45-60g) zusammen mit dem Nr. 7 Jungbrunnen.

 

Fütterung in der Laktation

Wenn die Milchproduktion anläuft bedeutet dies einen noch höheren Stoffumsatz als in der Trächtigkeit. Der Spurenelementbedarf ändert sich in der Gewichtung und erfordert eine andere Zusammenstellung. Die Fütterung muss dem immens steigenden Energiebedarf angepasst werden, der innerhalb von 12 Wochen auf 140 Megajoule ansteigt.

Unser Vorschlag zur Fütterung der laktierenden Stute:

2 bis 4 kg Hafer (abhängig von der Rasse, Größe etc.), qualitativ hochwertiges Heu ad libitum, Nr. 08/15 Grundstein zur Deckung des Energiebedarfs

Wurde die Stute wie oben genannt bedarfsgerecht mineralisiert wird man sich um das Einschießen der Milch, eine hohe und qualitativ hochwertige Milchmenge keine Gedanken machen müssen!

In Fällen, in denen keine bedarfsgerechte Mineralisierung erfolgt ist kann es unter Umständen zu einer Verzögerung der Milchproduktion kommen. Milchmenge und -qualität können leiden.

In diesen Fällen empfehlen wir:

Nr. 18 Mutterglück 3 ML (= 45g) zusammen mit Mg Magnesium 3 ML

 

Eiweißfütterung hochwertig gestalten

Der Eiweißbedarf der Stute steigt Literaturangaben zu Folge auf über ein Kilogramm pro Tag. Das entspricht einer täglichen reinen Stickstoffzufuhr von 160g. Da die Entgiftung von Stickstoff als Harnstoff eine große Arbeitsleistung für die inneren Organe darstellt und zu Leber- und Verdauungsproblemen führen kann, sollte bei der Fütterung auf Eiweiß mit einer hohen biologischen Wertigkeit geachtet werden (Bierhefe, Extraktionsschrote, Ergänzungsfuttermittel mit hohem Lysin und Methioningehalt). So können zusätzliche Eiweißfütterungen eingespart und der Stoffwechsel der Stute geschont werden.

 

Warum die Fütterung mit Nr. 4 Goldwert oder Nr. 21 Beinhart so wichtig für die trächtige Stute ist

Ein Mangel an Spurenelementen in der Fütterung der trächtigen Stute führt nicht nur zu einer Verarmung der Stute selbst sondern hat Folgen auf das Nachgeburtsverhalten. Je besser der Spurenelementbedarf gedeckt, ist desto leichter kann die Nachgeburt abgehen (Universitiy of Kentucky 1999). Ebenso verbessert sich der Immunstatus des Fohlens durch mehr IgG-Gehalt in der Muttermilch. Montgomery et al. haben nachgewiesen, dass zum Beispiel eine gute Versorgung des Fohlens mit organisch gebundenem Selen über Selenhefe zu einer verbesserten zellulären Immunabwehr führt.

Durch die hohe Verfügbarkeit der Spurenelemente reichern sich auch mehr Spurenelemente im Kolostrum und in der späteren Muttermilch an. Aus diesem Grunde kann nach der Niederkunft für 8 Wochen auf das Produkte Nr. 18 Mutterglück umgestiegen werden, da die Spurenelemente in unterschiedlichen Anteilen in die Milch übergehen.

Das wirkt sich unmittelbar auf die Bänder und Gelenke der Fohlen aus und beugt wissenschaftlich erwiesen der Chipbildung vor. Die Gefahr der Ausbildung einer Mastitis (Euterentzündung) ist geringer.

Siehe dazu ausführlich auch den redaktionellen Beitrag: Zuchtstuten bedarfsgerecht füttern

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2011©
überarbeitet 2023

 

Zum Shop
Verstanden

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite für Sie möglichst benutzerfreundlich zu gestalten. Wenn Sie fortfahren nehmen wir an, dass Sie mit der Verwendung von Cookies auf unserer Webseite einverstanden sind. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.